Kulturbummel

heute, am Pfingstsonntag, stand die Kultur auf dem Programm: Nationalmuseum! Vorher aber Frühstück in einem der üblichen Selbstbedienungsrestaurants (Hinweis für zukünftige Helsinki-Reisende: bei jeder Außengastronomie ist Selbstbedienung angesagt! Man geht zu einer zentralen Kasse, bestellt und bezahlt – auch bei 2,00 € natürlich mit Karte – und nimmt alles zum Platz. Wasser ist immer kostenlos in sehr guter Qualität verfügbar, wenn etwas erst zubereitet werden muss, wird es an den Platz gebracht. Als Ausgleich für die Selbstbedienung lassen alle auch ihr Geschirr stehen – ätsch, ich nehm euch doch nicht alle Arbeit ab bei den hohen Preisen!).

Das Nationalmuseum gibt es ca. 100 Jahre und wir haben besonders die Sammlungsteile angesehen, die die Geschichte Finnlands von dem Ende der Eiszeit bis zur Gegenwart darstellen. Das muss ich mir immer wieder klar machen, dass ja Skandinavien noch von kilometerdicker Eisschicht bedeckt war, als das Eis in Norddeutschland – also meiner Heimat – schon geschmolzen war. Der Beginn der Besiedlung des heutigen Finnland liegt also gerade mal 10.000 Jahre zurück.

Vom Museum finde ich mehrere Sachen bemerkenswert: es ist sehr interaktiv aufgebaut, man kann überall Texte (finnisch-schwedisch-englisch) aufrufen, man darf Ausstellungsstücke anpacken

und ganz freundlich-neutral wird sogar immer wieder auch darauf hingewiesen, dass man etwas auch nicht genau weiß. Sehr gefallen hat mir ein Raum, in dem man einen ca. 10m langen Schau-Kasten entlang einer Zeitschiene von ca. 8000 v.Chr. bis in die Neuzeit verschieben konnte, und im Kasten erschien dann jeweils für das gezeigte Jahr, welche Artefakte man da gefunden hatte.

Das Museum hat uns mehrere Stunden gefesselt und zum Abschluß haben wir uns sogar noch die derzeitige Sonderausstellung zu „Barbie“ angesehen (allerdings eher im Schnellgang). Hunderte von Barbiepuppen wurden gezeigt wohl aus mehreren privaten Sammlungen, und es gab genügend Publikum.

Danach gingen wir noch hoch zur berühmten Felsenkirche in der Nachbarschaft. Das ist eine lutherische Kirche, die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in den Granit gesprengt wurde, die Wände bestehen aus nacktem Fels, der Kirchenraum ist überdacht von einer riesigen Kuppel aus Kupferplatten. Weshalb man auf solch eine Idee kommt, ist mir auch rätselhaft, die Kirche zählt jedenfalls zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Helsinkis und repräsentiert den „architektonischen Expressionsimus“.

Zufällig waren wir Zeuge von einer Orchesterprobe: im Kirchenraum probte das Symphonieorchester Helsinginkadun Filharmonikot für ein Konzert am heutigen Abend, und eine Weile konnten wir zuhören, wie der Dirigent und Orchester sich mit der Generalprobe für Saint-Saens und dem mir nicht bekannten Komponisten Gunaropulos abarbeiteten. Die Felsenkirche ist berühmt für ihre gute Akustik, und ich kann mir vorstellen, dass das abends auch toll war.

Wir strollten jedenfalls weiter durch die Stadt, Mechthild bekam noch heraus, dass das Kaufhaus Stockmann keine Stoffabteilung hatte (alle Kaufhäuser waren übrigens am heutigen Sonntag geöffnet) und auf der Esplanade gab es im berühmten Restaurant Kappeli ein kleines Abendessen. Dies Restaurant in der Nähe des Hafens, der Universität und der alten politischen Zentren gibt es schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts, und viele Künstler haben im Gebäude Zeichungen hinterlassen.

Ein paar Fundstücke zum Ausklang:

 

 

 

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Karl Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Dagmar
    21. Mai 2018
    Antworten

    Wie schön,
    Euch auf Eurer Reise täglich begleiten zu können.
    Ist ein wenig so, wie selber reisen.
    Ein Erlebnis Eure Berichte! Danke dafür!
    Dagmar

  2. Eure Reiseberichte bereiten mir viel Freude. In Finnland war ich in den Sommern 1968 und 1972. In Helsinki war ich nur kurz, die meiste Zeit in der Nähe von Kuopio auf dem Land. Es war so schön, ich lebte bei einer Familie, die ich durch eine kirchliche Jugendgruppenfahrt kennen gelernt habe. Ich erinnere mich noch an die wunderbare Luft dort, als ich in Helsinki aus dem Flugzeug stieg. Die Mücken haben mich fast aufgefressen, trotz Anti-Mückenspray, aber das war auch das einzige Negative. Das Land war so menschenleer, wir haben nackt in einem See gebadet, Fische geangelt und über dem Lagerfeuer gebraten.
    In Kuopio gibt es ein empfehlenswertes Orthodoxes Kirchenmuseum, aber da werdet Ihr wohl nicht hinkommen, es liegt so weit im Landesinneren.
    Habt eine schöne Reise!

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