Mähren in vielen Facetten

es regnet, ideal für kleine Ausflüge und Besichtigungen. Als erstes fahren wir gen  Norden nach Loštice, wo im 19. Jahrhundert Alois Wessels die Produktion der kleinen heimischen Handkäse professionalisierte und dann fabrikmäßig betrieb. Vorher machte jede Familie ihren Käse selbst, er war mehr bäuerliches Lebensmittel. In einem netten Museum konnten wir die Geschichte und die Produktionsweise studieren.

Quargel

In einem informativen und gut gemachten kleinen Spielfilm über die Geschichte der Firma A.W. (Alois Wessels) trat auch Sigmund Freud auf, der den kleinen runden Käse zu asexuell fand und von einer länglichen Form und von einem kleinen Käse mit Loch in der Mitte sehr begeistert war. Fakt ist ja, dass Freud in Příbor (Freiberg in Mähren) geboren wurde, einem Ort vielleicht 30km von Olomouc entfernt! Der Quargel hat ihm sicher auch geschmeckt.

Dieser Handkäse wurde dann wegen des Hauptverkaufsortes zum „Olmützer Quargel“, den wir gestern schon erwähnten und den wir heute im Fabrikverkauf der Firma A.W. in verschiedenen Formen kauften (und natürlich auf der weiteren Fahrt schon teilweise verzehrten).

Im Dörfchen sahen wir noch als Relikt von Ostern diesen schönen mit vielen Ostereiern geschmückten Baum:

Osterbaum

Dann fuhren wir nach Westen in die Nähe des Ortes Bouzov im Drahaner Bergland, der für sich berühmt ist wegen seines alten Schlosses, welches wirklich majestätisch auf einem Berg thront, das wir aber nicht besuchten,

Bouzov

weil wir eigentlich zu den naheliegenden Javoříčské jeskyně, den Höhlen von Javoříčko, wollten. Das ganze Gebiet heißt auch „Mährischer Karst“, und schon von Kroatien und anderen Ländern unserer Reise wissen wir, dass im Karst oft Höhlen entstanden sind. Die Behauptung am Parkplatz, es seien etwa 600m zum Höhleneingang, war dann doch sehr beschönigend, denn diese Meter gingen immer bergauf, und wenn es auch schön war in dem Wald, wo Waldmeister, Buschwindröschen und wunderbare, mir aber nicht bekannte, blau-rot-violette Pflanzen blühten, war die Kletterei schon eine Herausforderung.

Lippenbluetler

Wir waren dann rechtzeitig zu einer Führung mit noch 6 anderen Menschen oben angekommen, zahlten 200 CZK Eintritt und wanderten eine Stunde lang im Berg in den Tropfsteinhöhlen umher. Diese wurden erst 1938 vom Revierverwalter und von Dorfbewohnern entdeckt! Es gibt die Höhlen Schuttdom (mit einem Gebilde, das „Eskimohöhle“ heißt), den Dom der Giganten, die Märchenhöhle, die Friedenshöhle u.a.m. Es sind wunderbare Gebilde, die sich in Tausenden von Jahren geformt haben, und an vielen Stellen konnten wir Fledermäuse einzeln oder in großen Gruppen an den Decken und Wänden im Winterschlaf sehen. Beeindruckend, der Besuch lohnt sich!

Hoehle2 Hoehle3 Fledermaus

Hoehle6 Hoehle7 Gardine

Draußen sahen wir dann aber noch Spuren der häßlichen jüngeren Vergangenheit: eine SS-Einheit hat am 5.5.1945, also 3 Tage vor Kriegsende, hier noch 38 Männer des Dorfes erschossen und die meisten Häuser zerstört. Ein großes Mahnmal erinnert an dieses abscheuliche Verbrechen, und jedes Jahr wird an dem Jahrestag feierlich der Toten gedacht. Ob der Befehlshaber dieser Mördereinheit, ein Egon Lüdemann, jemals gefaßt und bestraft worden ist, konnte ich leider nicht herauskriegen. Zu befürchten ist ja, dass er wie viele andere es geschafft hat, sich der Strafe zu entziehen. Laut einer tschechischen Internetseite war er zuvor auch Gestapo-Kommissar in Brno. Die tschechischen Behörden haben ihre Ermittlungen 1983 ergebnislos eingestellt.

Massaker Massaker2

Auf unserer Reise sind wir immer wieder auf Stellen gestoßen, wo Einheiten der Wehrmacht Verbrechen an Zivilpersonen begangen haben und wo an Massaker und Ortsvernichtungen erinnert wurde. Das war schon auf Kreta so, das war in Albanien so, jetzt auch in der Tschechischen Republik und es wird uns auf weiteren Stationen sicher ebenso begegnen. Müssen wir damit rechnen, auch mal einen bekannten Namen unter der Tätern zu sehen? Immerhin war mein Onkel Karl, nach dem ich benannt worden bin, bei der Leibstandarte SS Adolf Hitler (er ist 1944 gestorben).

Der Regen hatte aufgehört, in Sonnenschein zurück nach Olomouc. Nachmittagspause, kleines Nickerchen, dann Spaziergang in die Stadt entlang an der alten Befestigungsmauer in Richtung Dolní náměstí (Unterer Markt). Kaffee draußen! In der Sonne!! So kann es die nächsten Tage bleiben (wird’s aber wohl nicht).

Markt1 Markt2 Markt3

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Karl Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Peter
    3. Mai 2017
    Antworten

    Habe etwas in euren interessanten Berichten geschmökert und
    wünsche Euch weiterhin gute Fahrt, in Begleitung von genügend Handkäse!
    Herzlich
    Peter

  2. Tina
    4. Mai 2017
    Antworten

    Lieber Karl, deine Waldblume ist eine Frühlings-Platterbse. Das sagt jedenfalls mein Kosmos-Bestimmungsbuch ‚Was blüht denn da?‘
    Euch weiterhin eine gute Reise und ein bisschen Sonne und Wärme. Liebe Grüße aus dem windigen Kiel von Tina

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