ein bisschen ueber russisches Handwerk und Kunst

Mit dem traditionellen Teil der Stadt sind wir gestern ja nicht fertig geworden. Heute geht es weiter.

Doch noch Ikonen? Gestern hatte ich die Nase voll von diesem güldenen Zeugs. Ich kann diese christliche Prachtentfaltung sehr schnell nicht mehr aushalten. Die Diskrepanz zwischen dem zur Schau gestellten Reichtum und der realen Wirklichkeit geht mir auf den Keks. Deshalb bin ich wohl auch noch nie nach Rom gereist!

Nun heute ist ein neuer Tag und Ikonen sind einer der wesentlichen Teile der alten russischen Kunst. Also los jetzt!

Im Facettenpalast sehen wir ganz viel von der alten Pracht: Die Wände des Palastes waren sicher vormals verputzt und bemalt. Jetzt, nach der Renovierung, sind die Ziegelwände roh gelassen worden, nur teilweise durch neue Ziegel ergänzt. Stuck und Verputz gibt es nur als kleine Reste. Die rohen Wände vor dem Gold passen ganz gut. Besonders der gotische gewölbte Sternsaal hat mir sehr gut gefallen.

Und in all den Vitrinen Gold oder vergoldetes Silber und Messgewänder mit kunstvollen Stickereien.

 

Gegenüber der Sophienseite mit dem Kreml liegt die Handelsseite. Hier war im Mittelalter und auch noch später der Basar. Händler  aus Byzanz, Orient und Okzident tauschten ihre Waren. Das muss ein tolles Gemisch gewesen sein. Angeblich sollen sogar die Tuödden, die Leinenhändler aus dem Münsterland, meiner Heimat, bis hierher gekommen sein.

Diese merkwürdigen Arkaden sind der Rest der im 17. Jahrundert entstandenen befestigten Läden, 1500 sollen es mal gewesen sein.

Auf einer Wiese neben den Säulen ist ein kleiner Markt aufgebaut. Händlerinnen verkaufen an ihren überdachten Marktständen selbstgemachte Püppchen, Tücher, Puschen u.ä. Die handwerkliche Qualität ist leider nicht sehr hoch. Aber es gibt auch eine Imkerin, die schöne Produkte aus Honig verkauft. Auf einer Bühne wird die Geschichte der Stadt in groben Zügen erzählt. Vorher und hinterher treten  Tanzgruppen und Musikgruppen auf. Das schallt den ganzen Tag über den Fluß, über das Sophienviertel bis auf den Marktplatz. Auf einem eigenen Areal gibt es verschiedene Angebote für Kinder. Umrahmt wird das ganze von eine große Menge Pappaufsteller, die Hansekoggen darstellen sollen. Der Platz ist gut besucht.

 

Gleich dahinter tummeln sich mindestens 10 Kirchen. Eine neben der anderen. Manche werden gerade restauriert, einige warten noch darauf. Dazwischen  spazieren heute einige wenige Touristen und Touristinnen in der heißen Mittagssonne.

Die Nikolaus Kathedrale von 1113 ist schon 1990 restauriert worden. Sie wird als Museum genützt, die wertvollen Ikonen sind aber ins Staatliche Nowgoroder Museum gebracht worden. Bei der Renovierung sind alte Wandmalereien wieder zum Vorschein gekommen. Die Ikonostase ohne Bilder hat einen ganz eigenen Reiz.

Wie überall in den Museen werden auch hier allerlei nützliche Haushaltsgegenstände verkauft.

Auf dem Gelände gibt es ein kleines Museum, das dem Handwerk gewidmet ist. Die Aufseherin trägt eine alte Tracht. Weil ich ein Buch darüber gekauft habe, weiß ich jetzt, daß ihr Kleid Sarafan heißt und zentraler Bestandteil der russischen traditionellen Kleidung ist. Darunter wird immer ein weites Hemd getragen. Und eine Haube ist für verheiratete Frauen Pflicht.

 

Beim Gang über das Gelände ist uns noch diese nette Fremdenführerin aufgefallen. Hier ist die Haube besonders gut zu erkennen.

 

Heute ist das russisch orthodoxe Pfingstfest. Deshalb ist der Eingang der Sophienkirche, dem wichtigsten Gotteshaus in der Stadt, mit kleinen Birkenbäumen geschmückt. Und am Morgen gingen wir nicht in die Kirche, weil Gottesdienst war und wir nicht stören wollten. Wir verschieben unseren Besuch also auf später am Nachmittag. Die Sophienkirche hat mir gut gefallen. Eine beeindruckende Ikonostase sehe ich

und interessante Nebenkapellen.

Wir bleiben noch einen weiteren Tag in Weliki Nowgorod. Dienstag geht es dann weiter nach Sankt Petersburg. Und es scheint so, als hätten wir die ganze Zeit schönstes Sommerwetter.

 

 

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Mechthild Verfasst von:

Ein Kommentar

  1. Zotti
    28. Mai 2018
    Antworten

    Liebe Mechthild, lieber Karl, an eurem Block habe ich mit dieses Jahr noch nicht richtig gewöhnt. Ich habe grade di letzten 6 Einträge am Stück gelesen, das ist mir in den letzten Jahren niemals passiert. Liegt wohl auch an unserem Familientreffen, dass mit eurer Unterstützung (Haus) ein tolles Event war. Die Familienolympiade mit Kirschkernweitspucken hätte Euch sicherlich auch gefallen. Das Backhaus hat großartige Dienste geleistet, ich habe den Ablauf etwas geändert zur Reinhards-Fest, jetzt traue ich mir auch deutlich größe Gruppen zu beköstigen zu. Nächstes Mal seit Ihr wieder dabei! Liebe Grüße, tolle Abendteuer und viel Spaß, Matthias (und sicherlich auch Margret,)

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