Die Oder fließt durch Breslau und offensichtlich erobern die Bewohner den Fluss zunehmend als Ort für Entspannung und Freizeit. Wir sind mit der Straßenbahn zuerst zu einer der alten Brücken gefahren: Most Grunwaldzki, 1910 gebaut hatte sie verschiedene Namen. Ursprünglich Kaiserbrücke, weil die drüberführende Straße so hieß, dann auch mal Freiheitsbrücke und seit 1945 eben Grunwaldski zur Erinnerung an die Schlacht bei Tannenberg 1410, die im Polnischen Grunwaldschlacht heißt, und in der das polnisch-litauische Herr die Truppen des Deutschen Ordens schlug.
Eine schöne alte Hängebrücke ist das, aus Sandstein und grün/blau gestrichenem Eisen.
Später kommen wir noch ein einer weiteren alten Brücke von 1897 aus rotem Sandstein und gelb gestrichenem Eisen vorbei: Most Zwierzyniecki, Tiergartenbrücke.
An einzelnen Abschnitten sind die Ufer der Oder ausgebaut. Besonders gut gefallen hat mir das an der Technischen Universität Breslau. Deren alte und neue Gebäude liegen beidseits der Oder und es gibt seit 2013 eine Seilbahn über den Fluss zur Verbindung der Gebäude. Wir sind damit gegondelt. Es ist offensichtlich ein ganz alltägliches Verkehrsmittel und keine Touristenattraktion. Unser Reiseführer und die touristischen Stadtpläne erwähnen sie noch nicht einmal.
Entlang der Universitätsgebäude verläuft eine wunderbare Allee für Fußgänger, geduldet sind auch Zweiräder, mit altem Baumbestand. Ich habe Buchen, Eichen und Ahorn gesehen. Die Allee ist vollständig, dass heißt oben geschlossen. An der Flußseite finden sich Bänke die im Rechteck zueinander stehen. Gut geeignet für kleine Arbeitsgruppen. Eine Ebene darunter am Fluss gibt es Bänke mit Blick aufs Wasser, Holzdecks auf denen man liegen kann, an einer anderen Stelle, direkt am Ufer finden wir Anleger für Kanus. Wenn ich ein technisches Studium gewählt hätte, hier wäre ein Erasmusjahr ein Vergnügen gewesen.
Auch an anderen Stellen wird das Oderufer zugänglich gemacht.
Gleich hinter der Grunewaldbrücke finden wir ein paar Meter davon. Wir können auf die andere Seite das „Manhattan Breslaus“ sehen,
auf unserer Seite des Flußufers zieht sich das lange mächtige Gebäude des Amtes der Woiwodschaft hin, 800 Arbeitsräume, 26.000 qm Nutzfläche. Ein interessantes, sehr auffälliges Haus. Es wurde während der nationalsozialistischen Zeit erbaut, es gab aber schon vorher Pläne für ein großes Verwaltungsgebäude an dieser Stelle. Im Krieg wurde es beschädigt und wieder aufgebaut.
Mich zieht das Gebäude an, wir betreten es und finden im Hof eine sehr interessante Posterausstellung: Schlösserlandschaften in der deutsch-polnischen Grenzregion. Es geht um die Region Oder und Neiße und die vielen noch erhaltenen historischen Gebäude. Die betreffenden Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie die Wojewodschaften Westpommern, Lebuser Land und Niederschlesien haben sich zusammengetan, um Gebäude und Gärten zu sichern, zu erhalten und neuer Nutzung zuzuführen. Wir sind hier an eine Dokumentation geraten und bekommen auch noch ein kleines Buch mit Informationen zu allen Gebäuden ausgehändigt ( nachdem ich deutlich mit Gesten erkärt habe, dass ich keinen Pass verlängern lassen will). Es kann gut sein, dass wir einige Orte auf unserer Reise besuchen werden.
Das eigentliche Ziel unseres Vormittagsaktivität ist aber das Breslauer Wasserwerk mpwik. Viele seiner Gebäude sind aus rotem Backstein.
Um die Bedeutung des Wassers für das Weltall, die Erde, die Entwicklung der Menschheit, die Menschen, die Stadt Breslau zu erläutern wurde eine großartige multimediale ganz moderne Ausstellung konzipiert. Trotz des riesigen Anspruchs waren Karl und ich weder überfordert noch ermüdet. Alle Texte und Filme sind zweisprachig, polnisch und englisch. Eine Abteilung befaßte sich z.B. mit den Millionen von Schiffswracks, die im Lauf der Zeit am Meeresboden gelandet sind, und auf einem Display konnte man eine Stelle anklicken und sah dann einen Film über das Wrack unter Wasser und bekam Daten geliefert (Baujahr, Untergang, Opfer, Entdeckung). Der Panzerkreuzer Bismarck war dabei, die Gustlow und ungefähr 10 weitere bekannte Schiffe.
Mit uns gingen verschiedene Schulklassen durch die Räume. Und die hatten besondern Spaß am Eingang des Gebäudes. Dort gab es einen sich ständig verändernden Wasservorhang, insbesondere wurde ständig neue Herzen gebildet. Bei diesem heißen Tag eine willkommene Abkühlung.
Dieser Ort ist ein echter Tip.
Und hier noch ein paar Impressionen von heute.
Merken
Schreibe den ersten Kommentar