Breslau

nach ruhigem Frühstück in unserer Wohnung (wir sind ja jetzt nicht mehr an Hotel-Zeiten gebunden und gestalten alles selbst!) erstes Kennenlernen von Breslau. Einkauf mancher Alltagsdinge in einem gewaltigen Einkaufszentrum (Galeria Dominikańska; der Betreiber ist übrigens die private Gesellschaft ECE, die gerade dabei ist, ein großes Einkaufszentrum in Bielefeld zu bauen!), welches auch heute geöffnet hat. Gegenüber auf dem Strassenrand haben Studenten aus  Müll, den sie aus der Oder gefischt haben, Kunstwerke aufgebaut.

Schrottkunst

Wunderschöner Frühlingstag, ziemlich warm, wir kommen ins Schwitzen. Erster Projekt: Fahrt zu einem Wahrzeichen der Stadt, der Iglica und der Jahrhunderthalle. Hier soll ein Flohmarkt stattfinden, der uns anlockt. Fakt ist aber, dass der leider erst in einer Woche stattfindet. Heute gibt es eine Messe „Mother & Baby“ in einem Zelt und eine Fahrradausstellung in der Halle. Ja, was heißt Fahrradausstellung: hier ist alles sehr sportlich, modernste Räder werden gezeigt, tolle Antriebe, man kann selbst manches ausprobieren und z.B. einen Milchshake herstellen, indem man durch längeres heftiges Pedalbearbeiten einen Küchenmixer betreibt.

Shake

Die Iglica, ein nadelförmiges Bauwerk, ist 1948 erbaut worden und 90m hoch. Die Jahrhunderthalle neben an stammt von Anfang des 20. Jahrhundert und hat eine gewaltige Kuppel aus Stahlbeton mit 65m Spannweite und ist heute auch ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Konstruktion erinnerte mich sehr an das Pantheon in Rom, ist aber wohl noch größer. Sie wurde erbaut zur Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon. Rundum laufen die Tribünensitze (6000 Sitzplätze!) und ich habe mir dort ein Sechs-Tage-Rennen der Radsportler vorgestellt, das muss eine tolle Atmosphäre geben.

Jahrhunderthalle Iglica

Dann landeten wir noch in der Synagoge der Stadt, der Synagoge zum Weißen Storch, die die Novemberpogrome der Nazis überlebt hat, weil man sie wohl wegen der dichten Nähe zu den angrenzenden Häusern nicht abbrennen wollte. Heute ist sie Kulturzentrum, und wir haben uns eine Ausstellung über jüdische Frauen angeschaut, in der aufgezeigt wurde, wie diese über die jiddische Sprache ein kulturelles Leben entwickelten, in Kontakt traten mit anderen europäischen Ideen, früh emanzipatorisches Selbstbewußtsein zeigten und so sehr davon profitierten, dass die männliche jüdische Welt mit den Rabbis vornweg sie von der Beschäftigung mit dem Hebräischen und der Thora fernhalten wollten. Sehr schön gemacht, sehr interessant, besonders eine lange Reihe von Fotos souverän und fröhlich lächelnder jiddischer Autorinnen. Auf dem Hof vor der Synagoge gibt es sehr nette Restaurants, und im Schatten von Kastanienbäumen läßt sich gut entspannen.

jiddisch Synagogenmusse

Im „Untergrund“ der Synagoge, im Keller mit alten Gewölben, fand eine Ausstellung von Foto- und Filmprojekten junger Künstler statt, die Teil der International Media Art Biennale WRO 2017 ist, die gerade in Breslau stattfindet und Polens hauptsächliches Forum für Kunst mit den neuen Medien ist. Was ein glücklicher Zufall, dass uns dieses Herumstreunen auch hierhin geführt hat.

Und dann haben wir noch die Breslauer Zwerge entdeckt. 239 kleine bronzene Figuren gibt es schon und es werden immer mehr. Der erste Zwerg war noch eine politische Demonstration der orangenen Alternative gegen das kommunistische Regime. Den Urzwerg, den ersten, Papa Krasnal, haben wir noch nicht entdeckt. Montag machen wir uns auf die Suche. Hier einstweilen ein paar andere Gesellen. Die Zwerge haben im übrigen auch eine Bank mit Bankomat!

SaengerzwergZwergengeld

Die nächsten Stunden stromerten wir durch die Altstadt gemeinsam mit Hunderten von Touristen, haben eine Weile auf einem Platz einem Tournier „Beach Handball“ zu geschaut (ehrlich! ich wußte bisher nur, dass es Beach Volleyball gibt),

Handball

hier einen Kaffee getrunken, dort ein Bier und sind dann mit der Strassenbahn zurück mit dem Gesamteindruck, dass diese Stadt uns noch viel Spannendes und Unerwartetes zeigen wird, besonders dann, wenn wir uns mal neben die üblichen touristischen Wege gehen.

Kinderspass Hinterhofbild

Wir lassen euch teilhaben!

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Karl Verfasst von:

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