unterwegs im Südosten Mazedoniens

Frittierte Karpfen in Scheiben, das ist die Spezialität am Dojran See. Davon haben wir uns jetzt 2 Tage ernährt. Dazu gibt es den wunderbaren aber auch unvermeidlichen Shopskasalat (Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Paprika, geriebener weißer Käse, 1 – 3 Oliven). Der ist wie griechischer Salat, nur mit weniger Oliven, mehr Paprika und ohne getrocknete Kräuter. Er schmeckt fantastisch, weil die Produkte ganz frisch sind. Die Karpfen sind auch klasse, kein bisschen moderig, wie es ja oft in Deutschland ist. Unser Fisch heute abend war am Tag gefangen, ganz frisch.

Karpfen

Für zwei Salate, 600 ml heimischen Weißwein, zwei Portionen Karpfen und Wasser haben wir 18€ bezahlt. Weitere Preise für heute: Die kleine schlichte Ferienwohnung mit Seeblick kostet pro Nacht 20€. Der Liter Diesel hat dann 85 Cent gekostet. Karl konnte es fast nicht fassen.

Der Dojran See gehört zu den wichtigen touristischen Orten der Mazedonier und ist offensichtlich auch für die Griechen aus Thessaloniki wichtig. Wir haben mit einem griechischen Tagestouristen gesprochen. Diesen See teilen sich ja Griechenland und Mazedonien. Er ist im Schnitt nur 10 Meter tief, wärmt sich schnell auf und ist ein sehr beliebter Badesee. In ihm und um ihn rum leben eine größere Menge seltener Fische, Vögel und auch Pflanzen. Deshalb ist er auch Zentrum eines wichtigen Naturschutzgebiets. Durch große Wasserentnahmen der griechischen und der mazedonischen Landwirtschaft ist der See in den letzten Jahren immer kleiner geworden; die Natur war akut bedroht. Seit zwei Jahren wird von Mazedonien aus systematisch Wasser nachgefüllt und jetzt ist der See wieder in seinen alten Grenzen und es wird gehofft, dass sich auch das alte Gleichgewicht der Natur wieder herstellt. Der See war bekannt dafür, dass Fischer mit Assistenz von Kormoranen Fische fingen (wie sonst nur noch in China). Alte Hütten davon im Wasser sind noch zu besichtigen. Vielleicht ist das bald wieder möglich. Auf dem See leben auch Pelikane!

 

Pelikane

Bei unserem Besuch gab es viele Tagesbesucher und in einer kleinen Taverne direkt am See wurde eine Hochzeit gefeiert. Viel traditionelle Musik und Tänze auf der Uferpromenade.

Dojansee Hochzeit 2 Dijansee Hochzeit

Heute haben wir die Gegend erkundet und dabei verschiedene Beobachtungen am Straßenrand gemacht. In Mazedonien liegt viel Müll in der Gegend. Plastiktüten fallen besonders auf und immer wieder Müllkippen. EIne Ursache dafür ist, dass es keine zuverlässige flächendeckende Müllabfuhr gibt. Hier gibt es wichtigen Nachholbedarf.

Muellkippe

Zunächst haben wir in dem unspektakulären Ort Gevgelija einen Kaffee zum Frühstück getrunken und unsere Blogpost veröffentlicht, denn die Internetverbindung in der Ferienwohnung ist sehr schwankend und wollte gestern nicht das, was sie sollte. In dem Ort stand dieses Mahnmal; wir erkennen die Umrisse von Griechenland und Mazedonien, verstehen aber den Text leider nicht. Erkennbar ist der alte 16-strahlige Stern Mazedoniens, der auf Druck der Griechen jetzt aus der mazedonischen Flagge verschwunden ist. Also eine Bitte an alle Leser, die des Mazedonischen mächtig sind: was steht dort?

Was auch immer

Das nächste Ziel war ein noch aktives Kloster weiter nördlich. Der Weg dorthin war schon ein kleines Abenteuer. Es gibt ja große Straßen, mittlere Straßen, kleine Straßen und sogenannte Karlstrassen. Das sind Wege mit eingebauten Hindernissen oder Schlaglöchern oder Serpentinen ohne Befestigung am Abgrund oder mit irgendwelchen anderen Spannungen. Wir wechseln täglich ab beim Fahren und immer ist es Karl, der die schwierigen Wege findet. Heute war ich dran und bei der Wegbesprechung hatten wir die Wahl – gelbe mittlere Straße oder weiße kleine Straße. Die weiße Straße war die kleinere und schnellere und wir hätten unterwegs noch einen spannenden andern Ort besichtigen können. Also habe ich mich für die kleineren Straßen entschieden. Zuerst war die Straße harmlos, aber dann tiefe Rillen. Das habe ich noch gemeistert. Und dann –  ein Bergrutsch, der die Strasse doch arg einengte. Kein Durchkommen. Alles zurück und auf Anfang. Dieses Mal die gelbe Straße und dann die Autobahn. Das ging ganz schnell.

Karlstraße 1 Karlstraße 3Karlstraße 2

Das Kloster  bei dem Ort Veljusa in der Nähe von Strumica ist einen Tip wert. Eine Anlage mit kleiner orthodoxer Kapelle (11. Jhd. ) mit alten Mosaiken, originalen (!!) Fresken, mit Wohngebäuden für die Nonnen und einem kleinen Park und Garten. Alles mit einer Mauer begrenzt. Die Kapelle hat alles, was eine orthodoxe Kirche braucht. Ikonen, eine Ikonostase, hohe Decken, aber doch war sie ganz anders. Weniger erschlagend, es gab nur wenig Gold, aber wunderbare fast 1000 Jahre alte Heiligenbilder im Halbdunkel. Alte Marmorverkeidungen vorne und Marmor in den Bodenmosaiken. Nichts war wie Museum sondern alles im alltäglichen Gebrauch. Wir wurden von einer jungen Nonne durch das Gelände geführt, die leidlich Englisch sprach. Seit 1996 ist das Kloster wieder bewohnt, 10 Nonnen wohnen noch dort. Sie produzieren für den eigenen Gebrauch Gemüse und über Etsy vermarkten sie selbstgebundene Notizhefte und Lesezeichen, sie produzieren Likör und einige Pflegeprodukte, alles „biologisch“. Ein friedlicher Ort mit einer großartigen Aussicht auf die Umgebung. Unsere Führerin war sehr nett und freundlich. Falls irgendwer in die Gegend fährt, ein Besuch lohnt sich unbedingt.

Kloster Veljusa Kloster Veljusa Pforte

Das Dorf unterhalb des Klosters ist nicht so beschaulich. Viel alte Bausubstanz in schlechtem Zustand und streunende Hunde wie überall in Mazedonien (und auch Bulgarien)

altes Auto Dorf 1 Veljusa 4 streunender Hund

80 % der Mazedonischen Landschaft sind bergig. In den Tälern gibt es fast immer kleine oder größere Flüsse und die Verkehrswege führen so häufig am Wasser entlang. In diesen Tälern wird neben Wein auch viel Gemüse angebaut. Vom Klosterhof hatte ich einen schönen Blick auf die Landschaft. Zur Zeit sieht man viele Folientunnel mit schon erntereifem Salat und fast fertigem Spitzkohl. Immer wieder begegnen uns auch kleine Lastwagen voller Salat oder Kohl in Plastik verpackt. Ist der Spitzkohl, den ich in Bielefeld kaufe, aus Mazedonien? Ich werde darauf achten.

Folientunel Kohl

 

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Mechthild Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Eva
    21. April 2015
    Antworten

    Hi liebste Eltern. Hab euch mal die Inschrift auf dem Mahnmal übersetzen lassen. Heißt in etwa: „Für alle politischen Gefangenen, welche von 1945-1990 verfolgt wurden, die sich für die Unabhängigkeit des mazedonische Volkes und dessen Land eingesetzt haben“.
    Viel Spaß noch auf eurer Reise!

  2. […] ist gerade nicht Paprikasaison und es gibt dieses Gericht nicht überall. Ich werde wohl wieder auf Shopskasalat umsteigen oder auf die heimische Variante, Serbischer Salat, dann ohne Käse und ohne Oliven aber […]

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