das Land der Samen – auch Lappland genannt – umfaßt den großen Teil des nördlichen Skandinavien, also Schweden, Norwegen und Finnland, aber auch das nordwestliche Russland gehört zu ihrem alten Siedlungsgebiet. Unser erster finnischer Übernachtungsort in Utsjoki lag also bereits im Samenland, der größte Teil der Dorfbevölkerung gehört zu dieser Volksgruppe. Heute fuhren wir weiter gen Süden bis Inari, dem Ort mit dem bedeutendsten Samen-Museum.
Auf dem Wege machen wir einen Stop bei einem Shop am Strassenrand mit Souvenirs und Kaffee. Der Bestzer, ein sehr netter Mann, spricht auch etwas holprig Deutsch, hat das in der Schule gelernt, ist Same, und in einem Zelt auf dem Gelände räuchert er Fische aus seinem eigenen See.
Unter Einsatz von Smartphone-Übersetzungs-App klärt sich dann, dass es Felchen sind, und eine davon schmeckt uns hervorragend.
Wer sind denn die Samen? Sie sind ein kleines und altes Volk, sehen sich als Teil der Urbevölkerung der Erde, in ihrer Mythologie ist Biejvve, die Sonne, die Mutter der Samen, und sie sehen sich auch als Kinder des Windgottes Bieggaalmaj, sie sind „das Volk der Sonne und des Windes“ (so der Titel einer Ausstellung über ihr Volk im Jahre 1993 in Schweden). Sie gehörten zu den ersten Besiedlern des nördlichen Raumes nach Ende der Eiszeit vor 10000 Jahren, ihre Sprache ist finnisch-ugrisch aus der Gruppe der uralischen Sprachen.
Am bekanntesten sind uns wohl die „Rentier-Samen“, die mit ihren Herden als Nomaden umherzogen. Solche Bilder von Menschen mit Rentieren und Schlitten im Winter, eingehüllt in dicke Pelze oder im Sommer gekleidet in besondere Trachten mit roten und blauen Geweben hat wahrscheinlich jeder schon mal gesehen. Sie sind wegen ihrer Armut und angeblichen Ungebildetheit oft unterdrückt und verachtet worden, man hielt sie für eine minderwertige Rasse, die man vertreiben konnte. Viele Samen gingen dazu über, ihre Herkunft zu verbergen und nicht mehr in ihrer Sprache zu reden.
Neben verschiedenen gesetzlichen Einschränkungen der Länder für die Rentierzucht, ihre Haupteinnahmequelle, waren die Samen u.a. auch in erster Linie durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl betroffen, weil die Radioaktivität sich zuerst und bevorzugt in ihrem Gebiet niederschlug mit dem Ergebnis, dass das Fleisch ihrer Tiere durch das Fressen verseuchter Pflanzen kontaminiert war und zigtausende Rentiere geschlachtet werden mußten.
Seit einigen Jahrzehnten gibt es eine Gegenbewegung, jetzt haben die Samen in allen Ländern außer Russland eigene Parlamente (Sameting), die die eigentlichen Landesparlamente in samischen Fragen beraten, und eine gemeinsame Flagge
Jetzt gibt es im Gesamtgebiet wohl noch um die 100.000 Samen, die übrigens den Begriff „Lappen“ oft als diskrimierend ansehen, der auch in den letzten 30-40 Jahren nicht mehr verwendet wird.
In Inari, dem kleinen Ort am Inari-See, gibt es seit ca. 20 Jahren das zentrale Samen-Museum Siida, welches wir heute gleich nach der Ankunft besuchten. In einem sehr modernen Gebäude gibt es eine Hauptausstellung über Landschaft und Lebensweise der Samen, temporäre Ausstellungen über z.B. den Wissenschaftler Johan Nuorgam, der maßgeblich dazu beitrug, dass Gegenstände aus dem samischen Kulturbereich zusammengetragen werden konnten, und ein angrenzendes Freilichtmuseum mit typischen Gebäuden zum Wohnen und zur Vorratshaltung sowie auch z.B. Fallen zum Fangen von Vielfraßen, Bären und anderen Tieren.
Das Museum lohnt sich auf jeden Fall, ist didaktisch hervorragend aufgebaut, alle ausgestellten Objekte sind viersprachig (inkl. deutsch) beschrieben, oft auch multimedial unterstützt. Ein paar Beispiele:
das ovale Bild zeigt eine Schamanentrommel, die Bretter mit den eingeschnitzten Namenszügen und Zeichen stammen aus einem Gefängnishaus.
Morgen weiter Richtung Polarkreis, diesmal „von oben“. Morgen ist auch auch Mittsommernacht! Mal sehen, wie das in Rovaniemi gefeiert wird. Hier auch ein Bild aus dem Siida-Museum, auf dem gezeigt wird, dass die Sonne hier oberhalb des Polarkreises am 21.06. nicht untergeht:
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