angesichts der unklaren Wetterentwicklung hatten wir uns entschlossen, eher im Osten der baltischen Länder zu bleiben und dort den Weg nach Norden bis Tallin zu nehmen. Erste Station also Kaunas (erste Eindrücke schon im gestrigen Beitrag von Mechthild), zwischen 1919 und 1940 Haupstadt von Litauen und zweitgrößte Stadt Litauens. Wir hatten sie schon einmal vor ca. 5 Jahren besucht und eine Menge positiver Erinnerungen: Ufer der Memel, breite lange baumgesäumte Prachtstrasse, die auf eine große Kathedrale zuläuft, u.a.m.
Heute am Sonntag wollten wir das überprüfen und auch einige Museen besuchen, weil es morgens in Strömen regnete, aber: die Museen waren geschlossen! Das war schade, z.B. das Museum des Widerstandes und der Deportation hätten wir gern besucht. Der ganze Park um dieses Ausstellungsgebäude enthielt aber Skulpturen und Hinweisschilder zu diesem Thema.
Mittags hörte der Regen auf. Die Altstadt war voll von Menschen, alle möglichen Strassen waren abgesperrt durch Flatterbänder und Metallgitter, wir mußte etwas suchen, um einen Parkplatz zu finden. Ursache: vom zentralen Rathausplatz aus gab es den ganzen Tag „Volksläufe“ in verschiedenen Distanzen. Der Marathon war wohl schon zu Ende, letzte Läufer kamen noch an und liefen bejubelt über die Ziellinie, laut Startplan gab es den ganzen Tag immer neue Läufe zwischen 1,5 und 21km Länge. Überall machten sich neue Läufer bereit, überall gingen schon solche, die ihren Lauf beendet hatten und ihre Goldmedaille auf der Brust trugen.
Wir ließen uns auf dem Platz treiben, beklatschten natürlich auch die einlaufenden Teilnehmer, tranken den ersten Kaffee begleitet von lauten auffordernden Rufen eines Aerobic-Antreibers, besuchten dann die Festung, gingen an das Ufer der Neris (der zweite Fluß in Kaunas, der dann unterhalb des Festungsbereiches mit der Memel zusammenfließt) und waren auch in der Kathedrale St. Peter und Paul (erbaut etwa ab 1410), wo gerade eine feierliche und von der Zahl der Priester und Oberpriester hoch angesiedelte Messe mit Orgel und Chorgesang stattfand. Sehr eindrucksvoll auch für Atheisten! Später waren wir noch einmal in der Kathedrale, diesmal wurden eine Reihe kleiner Kinder getauft.
Beeindruckt hat uns bei dem Spaziergang auch das Franziskanerkloster Kaunas mit der St. Georgskirche (erbaut um 1500), weil dort in der großartigen Kirche neben Teilrenovierungen noch große schwer geschädigte Partien zu sehen sind
Wie Mechthild gestern schon erwähnte: Kaunas ist im Vergleich zu Kaliningrad eine moderne, europäische Großstadt, die zwar an vielen Ecken noch Restaurierungsbedarf hat,
aber doch auch viele gut erhaltene alte Bauwerke. Die Stimmung ist fröhlich, das Sprachengewirr enthält viel Englisch, das Litauische hört sich für mich von Lauten und Sprachfluß an wie skandinavisch (schwedisch), was auch heißt, dass ich kein Wort verstehe. Abends waren wir dann noch mal in der Altstadt und haben uns Lachs und Lamm schmecken lassen. In kleinen Seitengassen und auf Plätzen gab es immer wieder auch tolle riesige Graffiti an Hauswänden zu sehen
oder auch kleine Überraschungen
Morgen geht es weiter nach Lettland.
Schreibe den ersten Kommentar