Wir sind an der Donau, da, wo sich die beiden Orte Sturovo (Slowakei) und Esztergom (Ungarn) gegenüberliegen. Verbunden durch eine neue Maria-Valentina-Brücke aus dem Jahr 2000.
Die Vorgängerbrücke war 1944 von den Deutschen gesprengt worden und die schwierigen Beziehungen zwischen Ungarn und der Tschecheslowakei hatten danach die Neuerrichtung verhindert. Es gab nur Fährverkehr. Auch so ein Vorurteil, dass sich in diesem Urlaub auflöst. Mitnichten konnten die Menschen innerhalb des kommunistischen Lagers frei herumreisen. Reisen bildet und beseitigt Vorurteile. Zumindest meine manchmal. Das slowakische Städtchen Sturovo ist klein, so klein wie mein Heimatdorf, 10.500 EW. Der Ort gegenüber, Esztergom hat 31.000 EW, dreimal so viele aber immer noch winzig. Aber Sissi war da
und in einem Seitenarm der Donau proben heute die Wickinger gleichsinnig paddeln.
Gestern am Samstag und auch heute, am Sonntag, werden am Abend die Bürgersteige hochgeklappt und es ist nicht viel los, ja, es ist sogar nicht so einfach, ein Restaurant fürs Abendbrot zu finden. Wobei, offensichtlich wird die Hauptmahlzeit am Mittag eingenommen. Da sind die Restaurants voll.
Am Vormittag sind wir in das riesige Thermalspa in Sturovo gegangen. Wirklich riesengroß! Noch hatten nicht alle Attraktionen geöffnet. Wir haben uns für die Aussenbecken entschieden. Nützen konnten wir ein 50 Meter-Becken zum Schwimmen, 32 Grad warm, und mehrere Thermalwasserbecken mit 36 Grad. Wir haben viele behinderte Menschen gesehen, die mit ihren Familien dort badeten. Für Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, gab es sogar eigene flache Holzliegen. Sogar für dauerbeatmete Menschen wurde hier Baden im warmen Wasser ermöglicht. Dabei gibt es keine Lifter oder mechanischen Unterstützugen und auch keine rollstuhlgerechten Umkleiden. Die Menschen werden einfach mit Muskelkraft ins Wasser gehoben und los gehts. Der Anspruch an Komfort und Luxus ist sehr gering. Es geht auch so und machte einen ganz natürlichen, üblichen Eindruck. Ich bin schwer beeindruckt von dieser Möglichkeit. Echte Inklusion. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass es so einen Ort gibt.
Mir (Karl) kam eine Szene aus dem Bielefelder Hallenbad vor sicher mehr als 30 Jahren wieder ins Gedächtnis, wo der Bademeister einem kleinen Jungen, vielleicht 10-12 Jahre alt, des Benutzen des Bades verbot, weil er eine Hautkrankheit hatte (Schuppenflechte!). Auch meine Intervention als Arzt hatte keinerlei Effekt und der Junge ging sichtlich traurig wieder raus. Und dann hier: eine junge schwerstbehinderte Frau wurde aus dem Rollstuhl gehoben, auf solch einer Liege von ihren Angehörigen umgezogen und ins Wasser getragen, wo Vater und Schwester sie hielten. Dieses glückliche Lächeln der Frau war sehr berührend!
Uns hat dieses Spa sehr gut gefallen. Rund um die Becken und Wasserattraktionen gibt es vielfältige Möglichkeiten zu übernachten, von ganz einfach in kleinen Hütten bis etwas luxuriöser in Hotels. Wir haben keine Fotos gemacht, hier aber einen Link zum Bad; ein Hochglanzprospekt, die Wirklichkeit ist normaler.
Und dann am Nachmittag ging es endlich über die Brücke, ins andere Land, auf zu der Basilika, die wir schon die ganze Zeit am Himmel schweben gesehen hatten. Auch riesig. Die größte Kirche in Ungarn und in der Welt hat sie den 18. Rang. 1856 wurde sie eingeweiht, Franz Liszt hatte dafür extra eine Messe komponiert. Nun, an dieser Stelle gab es schon eine katholische Kirche seit 1001. Immer erneuert, bei unterschiedlichen Anlässen dann wieder zerstört. Und es ging zunächst viele Treppen hoch.
Wir wählten die Katzentreppe, viele Steinstufen, viele Pfützen, viele Pausen. Dabei trafen wir auch die Schwester von Annabell, liebe Frieda und liebe Evi!
Die Kletterei war anstrengend, aber der Blick nach unten auf die beiden Länder und die Dörfer und den großen Fluss, da hat es sich gelohnt. Und die Kirche lohnt sich auch.
Ich habe dann noch die Schatzkammer der katholischen Kirche Ungarns angeschaut und war zum zweiten Mal am heutigen Tag tief beeindruckt. Natürlich gibt es dort viel Gold, Geschmeide, Becher, bischöfliche Ringe, Hirtenstäbe und was sonst an Pomp in der katholischen Kirche unerläßlich ist. Aber es wurden auch alte Messgewänder ausgestellt. Textile Stücke ab 1450. Die Stickereien auf den Kaseln waren von so unglaublicher Kunstfertigkeit und so wunderbar erhalten. Feine Gold- und Silberfäden, Perlenstickereien, selbst wenn grobe Leinengewebe verwendet worden waren, sah das fein aus. Unglaublich. Ich hätte so gerne eine Fachfrau an meiner Seite gehabt, die mir noch mehr erklärt. Auch hier gibt es keine Fotos.
An diesem Ort wurde auch im Jahr 1000 der erste ungarische König gekrönt. Ein riesiges Denkmal erinnert daran, direkt neben der riesigen Kirche.
Zurück wieder über die Brücke.
Vom Hotelzimmerfenster aus sahen wir bis 24 Uhr über der Donau die Basilika leuchten. Dann wurden die Lichter abgestellt.
Morgen geht es weiter in die Bergbaustadt Banska Stiavnica. In der Slowakai ist der 8. Mai ein wichtiger Feiertag. Gefeiert wird das Ende des zweiten Weltkriegs. Wir sind gespannt, was wir davon mitbekommen.
Dieser Beitrag kommt etwas verspätet. Zum ersten Mal hatten wir Probleme mit dem Internet.
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