von Warhol zur Zips

für heute hatten wir als Endziel nur vage vorgegeben, in die Richtung „Hohe Tatra“ zu kommen, weil wir dann ab Montag in Polen sein wollen. Ich wollte doch mal in den Ort, der mit Andy Warhol verknüpft ist, nämlich nach Medzilaborce ganz oben im Nordosten der Slowakei, kurz vor Polen und dicht bei Ungarn. Aus den Waldkarpaten in der Näher dieses Ortes stammen die Eltern des später weltberühmten Künstlers, er selbst ist aber in Pittsburgh geboren als Andrew Warhola und hat diesen kleinen Ort nie gesehen. Ein Kunstlehrer hat es dann geschafft, in der Umbruchseuphorie Ende der 80er Jahre das Museum zu begründen, in dem jetzt auf drei großen Flächen Werke von Warhol und anderen Popart-Künstlern (Haring, Lichtenstein) ausgestellt sind. Auf der Fahrt dorthin wurde schon klar, dass es eine besondere Region ist, denn mit zunehmender Nähe zur Grenze wurden sie Dorfschilder zweisprachig slowakisch und ukrainisch; viele Bewohner sprechen wohl auch Ukrainisch. In dieser Gegend gibt es auch als anerkannte ethnische Minderheit die Ruthenen (oder Russinen), deren Herkunft und Zugehörigkeit wohl unter den Wissenschaftlern noch umstritten ist.

zweisprachig

Das Museum war toll, ganz anders als ich es befürchtet hatte. Sehr viele wunderbar farbige Drucke waren ausgestellt, wobei z.B die „regierenden Königinnen“ mir sehr gefielen. Ein ausführlicher Film im Vorraum schilderte sogar auf Deutsch Leben und Wirken des Künstlers, und z.B. konnte man lernen, dass er nur aus Versehen eines Druckers seinen bekannten Namen bekam, der beim Abdruck von ersten Zeichungen in einer Zeitung das letzte -a wegließ.

Warhol-Museum Pension Andy Juden Marilyn

Auch wenn es etwas weit weg ist von den bekannteren Städten: die Fahrt lohnt sich! In der Nachbarschaft des Museums waren wir dann noch auf einem kleinen Jahrmarktrummel mit vielen Ständen üblicher billiger Klamotten, Gewürzen, Holzlöffeln, kleinen Karussels und Buden, wo selbstgemachter Schafskäse verkauft wurde (schmeckt toll!)

Schafskaese

und wo wir auch essen konnten (Forelle gebacken, Schweineschnitzel). Der Verkäufer an diesem Stand sprach auch etwas Deutsch, und auf Nachfrag erfuhren wir, dass er oft in Deutschland gearbeitet habe, beispielsweise auch in Rheda-Wiedenbrück. Und wo da wohl?!? Natürlich bei Tönnies.

Dann ging es wieder zurück und höher in Richtung Polen bis Svidnik. Dieser Ort hat traurige Berühmtheit erlangt, weil hier am Dukla-Pass, dem Übergang in den Karpaten, Ende 1944 heftigste Kämpfe zwischen der Roten Armee und slowakischen Kämpfern auf der einen und der deutschen Wehrmacht auf der anderen Seite stattfanden. Der Ort war völlig zerstört, und insgesamt über 130.000 Soldaten verloren ihr Leben. Die Massengräber sind in einem „death valley“ zu finden, aber wir haben uns das nicht angetan. Wir besuchten eine alte Holzkirche in Ladomirova, die 1742 gebaut wurde und seit 2009 ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe ist. Leider war die Umzäunung abgeschlossen und wir konnten sie nur von außen sehen.

Diese berühmten Holzkirchen sind in der Ostslowakei ein Wahrzeichen.Sie entstanden nach der Vereinigung von römisch-katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche im 17. Jahrhundert und wurden unter der Auflage gebaut, ausschließlich aus Holz ohne jeden Metallnagel erbaut zu werden immer außerhalb einer Wohnbesiedlung.

Holzkirche

Es wurde jetzt allmählich Nachmittag, das Wetter war wechselhaft, oft warme Sonne, immer wieder Regen. Wir fuhren nach Bardejov ein, ein insgesamt häßlicher Industrieort mit historischem UNESCO-geschützten Kern, kamen aber gar nicht in das engere Centrum hinein und konnten deswegen kein Hotel suchen. Weiter gen Westen, der Himmel wurde dunkler, es renete jetzt mehr. Die Gegend südlich der Tatra heißt „Zips“.

In Chmeľnica wollten wir es dann versuchen, einem kleinen Ort mit langer deutscher Geschichte. Am Ortseingang wird man schon auf Deutsch begrüßt: „Willkommen in Hopgarten“, an der Schule hängen auch die deutschen Bezeichungen „Grundschule“ und „Kindergarten“. Der Ort bildet mit einigen kleinen anderen eine deutsche Sprachinsel in diesem slowakisch-polnischen Grenzgebiet, und wir hätten großes Interesse daran gehabt, in einem netten Gasthaus unterzukommen und mit den Einwohnern Deutsch zu reden (die sprechen unter sich wohl ein unverständliches Mischmasch von schlesischen, bayerischen, fränkischen, sächsischen u.a. Ausdrücken). Aber: es regnete, wir haben weder eine Pension noch eine Gaststätte gesehen, wir mußten weiter nach Stará Ľubovňa und hatten allmählich auch die Faxen dicke (war schon bald 17.00 Uhr).

In dem Ort waren alle beiden Hotels voll! Der Regen wurde heftiger, es blitzte und donnerte, also per Internet und Booking.com in den benachbarten Badeort L’ubovnianske Kúpele in das erstbeste Hotel, einen Riesenkomplex mit 700 Betten, offensichtlich noch aus sozialistischen Zeiten. Da sitzen wir jetzt in der „roten Bar“, denn das Restaurant hatte zu, Wi-Fi funktioniert nur im ersten und zweiten Stock, nicht auf den Zimmern, schreiben diesen Bericht und besichtigen überhaupt gar nix mehr. Ich (Mechthild) hatte aber das kleine Schwimmbecken, 16 Meter lang, ganz für mich alleine und konnte ohne unter Beobachtung zu stehen weiter an meinem Kraulschwimmstil arbeiten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil hier.

Sorea

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