Zentralböhmen / Kutna Hora

Von Prag aus sind wir weiter nach Osten gefahren. Unser Tagesziel ist Jihlava / Iglau. Da das aber nicht so weit ist, nehmen wir uns die Zeit, weiter über die Landstraße zu bummeln und in Kutna Hora Rast zu machen.

Unsere Reiseführer beschreiben in der Regel Natur/Landschaft oder alte Gebäude. Industrie kommt selten vor. Im Internet gibt es diesbezüglich eine interessante Quelle. ERIH – European Route of Industrial Heritage ist die Informationsplattform für interessante Ort der industriellen Revolution in Europa. Hier finde ich auch für die Tschechei Informationen.

Kutna Hora (früher Kuttenberg) ist eine interessante Stadt und gehört mit Kirchen und historischem Stadtkern zu den UNESCO Weltkulturerbe Stätten.

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Kuttenberg war vom 13. bis 18. Jahrhundert die wichtigste Stadt des Landes nach Prag, denn hier war die Quelle für den Reichtum des Königreichs Böhmen. Ende der 13. Jahrhunderts wurde hier ein Drittel der europäischen Silberproduktion gefördert. Hier wurde der Prager Groschen geprägt und hier war auch das erste böhmische Zentrum der Zisterzienser. Ein wenig moderne Kunst gibt es auch.

Ausdruck für den damaligen Reichtum der Bergwerksbesitzer ist bis heute die Barbarakirche. Über 500 Jahre wurde an ihr gebaut, von 1388 bis1905. In ihrer wechselvollen Baugeschichte spiegelt sich auch die politische Geschichte. Die Stadt wurde belagert, geplündert, bekämpft. Zunächst, ab 1260,  förderten deutsche Bergleute das Silber. Die flohen nach den Hussitenaufsständen 1420. Tschechische Bergleute reaktivierten die Gruben und ließen die Stadt erneut aufblühen. Silber wurde bis 1547 gefördert. Schon zu der Zeit waren die Gruben unglaubliche 500 Meter tief in die Erde gegraben worden. Die Silberadern führten immer tiefer in die Erde und waren mit den technischen Mitteln der Zeit nicht mehr abzubauen. Bis heute ist die Silber-Förderung nicht mehr aufgenommen worden. Während der Besetzung der Tschechoslowakei haben die Deutschen Blei und Zink gefördert. Dies wurde bis 1990 fortgesetzt. Jetzt sind alle Gruben geschlossen. Touristen können allerdings einige Meter in die alte Silbergrube gehen und sich dabei ein Bild von den Arbeitsbedingungen und der Arbeitsweise machen. Leider waren wir zu spät dran für so eine Führung.

Wir haben uns dafür die Barbarakirche ausführlich angeschaut. Der gothische Bau thront über der Stadt. Zur Kirche kommt man nun über eine lange künstliche Terasse, die an dem ebenfals sehr prächtigen Sitz der Jesuiten vorbei führt.

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Am Hang wächst Wein und wir hatten einen wunderbaren Blick auf das Tal unterhalb der Kirche.

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Das Wetter war gut und die Sonne schien bei unserem Besuch. In der Kirche sieht man die verschiedenen Bau- und Ausstattungsstile deutlich. Es gibt noch Reste der alten  Bemalung auch mit Darstellungen der Arbeit der Silberbergleute.

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Kurz vor unserem Eintreffen war gerade Erstkommunion gefeiert worden. Die neuen jungen Christinnen und Christen wurden in geschmückten Wagen weggefahren. So etwas habe ich vorher noch nicht gesehen. Ist das auch in Deutschland üblich geworden?

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Das Silberbergwerksmuseum haben wir uns nicht mehr angesehen, wir sind dafür ein paar Meter weiter nach Sedletz zum Ort des ersten Klosters der Zisterzienser gefahren, auf den Spuren einer wunderlichen Geschichte. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte der Abt von einem Besuch aus Jerusalem Erde vom heiligen Grab mit. Die streute er auf den Friedhof des Klosters und der Kirchengemeinde. Der Friedhof wurde so zu einem Teil des gelobten Landes und alle von nah und fern (auch Polen, Bayern und Belgier) wollten hier begraben werden. Der Friedhof wurde größer und größer und Pestseuche und kriegerische Auseinandersetzungen taten ihr übriges. Am Ende der 14. Jahrhunderts wurde der riesige Friedhof allmählich aufgelöst und die Knochen, die in der Erde gefunden wurden, stapelte man in der Allerheiligen- Friedhofskirche mit Beinhaus. Die Knochen von 40.000 Menschen sollen dort aufgeschichtet und zu Ornamenten zusammen gestellt worden sein. Puh, etwas gruselig und wirklich merkwürdig, ob man so mit menschlichen Resten umgehen sollte, auch wenn sie so alt sind.

KH Beinhaus 1 KH Beinhaus 2 KH Beinhaus 3

Zusatz Karl: ich fand ja Ossarien bisher durchaus angemessen als Ort des Totengedenkens, aber dass hier Skelett-Teile zu dekorativen Gebilden zusammengefügt worden sind, fand ich makaber und sehr geschmacklos. Das ist keine Ehrfurcht vor den Toten mehr.

Dann fuhren wir nach Iglau. Iglau, der Ort in dem dieses Kinderbuch von Janosch spielt. Komm nach Iglau Krokodil.
Es gibt in Iglau einen Zoo, dorthin geht das Krokodil nämlich. Den Zoo und das Krokodil besuchen wir Sonntag. Heute haben wir erst einmal vorzüglich gegessen in Iglau. Thunfisch und Etoripilze und Garnelen und regionales Bier. Falls jemand nach Iglau kommt, hier gibt es das: Radnicni Restaurace A Rivovar, in einem alten Klostergebäude unter wunderbaren Deckenmalereien. Das dort gebraute Bier war natürlich auch sehr bekömmlich!!

Iglau 1

Gute Nacht, bis Morgen.

 

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Mechthild Verfasst von:

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