Vom Meer in die Berge – Durmitornationalpark, letzte Station in Montenegro

Der Nordwesten Montenegros wird Durmitor genannt. 1800 Quadratkilometer bergiges Land mit tiefen Schluchten und 4 reißenden Flüssen mit Nebenarmen, 22 Bergspitzen über 2000 Meter und der Höchste misst 2522 Meter. Ein großes Gebiet! Der Durmitor steht seit 1953 teilweise unter Naturschutz und ist seit einiger Zeit auch UNESCO-Weltnaturerbe. Es ist eins der bekannten Wintersportgebiete in Montenegro und im Sommer kann man hier wandern, Vögel beobachten, aber auch waghalsige Boots- und Floßfahrten auf den Flüssen unternehmen und weitere spektakuläre Sportarten probieren.

Wir sind hier im Frühling und da finden die waghalsigen Dinge nicht statt. Schade ist das, denn so eine Flossfahrt auf der Tara hätten wir schon gebucht. Entschädigt werden wir dadurch, dass der ganze Nippes noch nicht vorhanden und die vielen Stände noch leer sind. Viele km sind wir alleine auf den Straßen und wir haben genug Zeit, um die Landschaft anzuschauen. Die Straßen sind wunderbar breit, gut ausgebaut und über weite Strecken neu. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres und auch in diesem Jahr können gelbe Straßen, das sind auf unserer Landkarte Straßen mittlerer Kategorie, ganz schön schmal und kurvig sein.

Montenegro muss in den letzten Jahre viel in die Verkehrsinfrastruktur investiert haben. Das ist auch notwendig, wenn es hier einen ökonomischen Aufschwung geben soll. Gleichwohl ist das auch teuer. Fast alle Straßen, die wir heute gefahren sind, mussten den Bergen abgetrotzt werden. Überall waren „Steinfresser“ am Werk, die die Straßen aus den Felsen geschlagen haben. Auf halber Strecke haben wir das erlebt: plötzlich stand der Verkehr still. Wir kamen an eine lange Schlange Autos und nichts bewegte sich.

Straße zu 1

Nichts! Sicher 15 Minuten haben wir gewartet. Vor uns und hinter uns sind die Männer ausgestiegen, 5 junge Fahrer von Kleintransportern haben zu ihrem Vergnügen einen kleinen Ringkampf veranstaltet, manche Fahrer haben ihre Sitze nach hinten geklappt und haben sich schlafen gelegt. Viele standen auf den Straßen und haben geraucht und geschwätzt – alles ganz normal. Alles ganz normal? Ich habe mich dann auf den Weg gemacht, immer der Autoschlange nach und landete nach 2 km an einer Baustelle. Karl ist dann auch noch mal hin um dieses Foto zu machen.

Straße zu 2

Auf der Straße lagen 4 dicke Steine, keiner konnte vorbei und es stellte sich dann heraus, dass die Straße zweimal am Tag jeweils für 3 Stunden vollständig gesperrt war wegen Bauarbeiten. Um 12.00 Uhr sollte der Verkehr wieder fließen. Steht doch hier:

Straße zu 3

Wir waren etwa eine dreiviertel Stunde vorher angekommen und mußten eben warten. Ganz normal ist das, denn es gibt in diesem gebirgigen Land so wenige Straßen, dass eine Umleitung nicht möglich ist.

Interessant waren die unterschiedlichen Landschaften die wir durchfahren haben. Vom adriatischen Meer unten

Kotor letzter Blick

dann fast direkt in die Berge, zunächst noch bewachsen, dann durch Hochplateaus mit Landwirtschaft, dann war nur noch Schaf- und Ziegenbeweidung möglich und am Ende kahle Felsen und wenig Grün und schneebedeckte Bergspitzen im Hintergrund. Wir haben leider keine Fotos von den sich verändernden Landschaften gemacht. Aber überall auf dem Weg dem gibt es dieses Graffiti (das Titelbild). Manchmal alle 10 Meter auf Felsen gesprüht oder auf Leitplanken. Es ist doch klar: „Auto slep“ heißt „Autoschlepp“! Mit dieser Telefonnummer kann einem nichts mehr passieren. Anrufen und man wird abgeschleppt. Sehr beruhigend. Karl hat eine kleine Sammlung dieser Graffitis fotografiert. Wir werden sie demnächst unter „Fundstücke“ einstellen.

Bei Regen kommen wir am  Nachmittag in Zabljak an. Da ist einer der bekannten Skisportorte. Und er liegt mitten im Naturschutzgebiet. Morgen werden wir das erkunden.

 

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Mechthild Verfasst von:

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