heute ließen wir es wieder einmal ruhig angehen und fuhren mal mit einer anderen Straßenbahn bis zu deren Endstation. Das klang insofern ganz gut, als diese Station bei einer Save-Brücke war und ich immer schon wissen wollte, wie denn Zagreb mit seinem Fuß umgeht. Die Fahrt dahin fand ich ganz interessant, es ging immer mehr in Vorstadtgebiete, dann aber überquerten wir den Fluß und fuhren durch Novi Zagreb. Dieser Teil Zagrebs wurde schon ab dem Weltkrieg aufgebaut mit vielen typischen Wohnblocks, aber in den letzten 10 – 20 Jahren hat er eine bedeutende weitere Entwicklung genommen, weil sich dort große Firmen ansiedelten, Einkaufszentren, die Arena Zagreb ist dort, neue Museen sollen erbaut werden. Die Save trennt zwar Novi von Stari Zagreb, aber es gibt sehr gute Verbindungen durch Bus und Straßenbahn. Wir fuhren wie geplant bis zur Endstation, waren dann aber etwas enttäuscht, weil man vom Fluß eigentlich gar nichts hat und nicht ans Ufer gelangt. Es gibt wohl zwei große see-ähnliche Wasserflächen (Bundek und Jarun), die von den Zagrebern gern im Sommer zur Erholung aufgesucht werden, aber am Fluß selbst spielt sich nicht viel ab.
Deswegen stiegen wir ohne viel Umstände (ging ja alles noch kostenlos mit unserer 3-Tage-Zagreb-Karte) in die Linie 4 und fuhren wieder in Richtung Stadtzentrum, wo wir an den Trg Marka Marulića (Marulic Platz) und an den Trg maršala Tita (Marschall Tito Platz) ausstiegen und dann einige Museen besuchten. Zum einen waren wir im MUO (Muzej za umjetnost i obrt, dem Museum der Künste und des Handwerks; hier wurden wertvolle Tapisserien, Möbel, Silber- und Glasgegenstände gezeigt, auch gab es eine Uhrenabteilung und ein kleines Kabinett mit alten Glocken. Es war erlaubt, eine Glocke mit dem Strick zum Läuten zu bringen, und das habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen).
aber es gab in dem ehrwürdigen Gebäude auch ein paar kleine Jokes:
Neben diesen dauernd gezeigten Exponaten gab es eine sehr schöne Ausstellung mit großen farbigen Photos eines niederländischen Künstlers, der seit ein paar Jahren in Kroatien lebt und in kleinen Dörfern in der Umgebung Zagrebs dort lebende Menschen in ihrem Alltag photographiert hatte. Es waren alles alte und sehr alte Leute, die ihr ganzes Leben in ihrem Dorf verbracht haben, jetzt meist dort allein sind, weil die jungen Leute alle wegzogen, und deren Gesichter und Hände von Arbeit und Armut gezeichnet waren, die aber immer noch Zufriedenheit ausstrahlten.
Im sehr schönen Restaurant im Garten des Museums gab es eine sehr gute Mittagsmahlzeit. Wir wurden von einem perfekt deutsch sprechenden Ober bedient, der lange in Berlin gearbeitet hat. Im Restaurant an mehreren Tischen kleine Gruppen von Anzugträgern (nur selten war eine Frau dabei), die gut speisten, schwätzten, viel Wein tranken und offensichtlich Geschäfte machten. Ich hatte natürlich die Phantasie, dass sich die Mafia mit Politikern und anderen Entscheidungsträgern traf, um zu planen, wie man neue EU-Gelder anzapfen und in die eigenen Taschen umleiten konnte.
Zum anderen waren wir im Edogmbki muzej (Ethnographisches Museum), in dem Mechthild natürlich gleich wieder die vielen unterschiedlichen kroatischen Trachten bewunderte und genau untersuchte auf Web- und Nähtechniken. Ich (Mechthild) entdecke in jedem dieser Museen besondere Techniken. Heute hat mich speziell beeindruckt, dass die Röcke der Frauen oben am Bund zunächst gekräuselt und dann im Verlauf bis zum Saum in breitere Falten gelegt waren.
Und es gab Röcke, die sorgfältig und regelmäßig gefältet waren. Die kleinen Falten sahen fast so aus, als seien sie plissiert, waren oben mit Fäden fixiert, weiter unten konnten sie dann weiter auseinandersspreizen.
Und sogar die Männerhosen waren gefälltelt, manchmal quer und manchmal längs. Alle diese Kleidungsstücke wurden im Alltag getragen und sind aus Leinen oder Hanf.
Ich, Karl, habe mich mehr in der Abteilung aufgehalten, in der kroatische Forscher alte Handwerkskunstgegenstände aus anderen Kontinenten gesammelt hatten. Hier gab es im Erdgeschoß eine Sonderausstellung über Wald- und Wassergeister und deren Rolle und Ausgestaltung in alten aber noch geglaubten Geschichten. Steckt dahinter der Satan? Sind das Abkommen von Drachen? Ganz schön gemacht.
Danach war es dann auch gut, mehr als zwei Museen am Tag sollte der Mensch nicht besuchen, und die sicher tollen Kunstwerke im Mimara-Museum von Velasquez, Rembrandt, Rubens, Goya u.a. haben aufmerksame, konzentrierte und wissensdurstige Besucher verdient, das aber waren wir nicht mehr.
Noch ein paar Impressionen auf dem Heimweg…
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