Montenegro ist ein wirklich kleines Land, Flächenmäßig etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Im April 2011 waren es knapp 630.000 EW, weniger als doppelt so viele wie in Bielefeld, dabei aber 50 Mal größer! 2014 war die Arbeitslosenquote 14% (Statista.com). Als multiethnisches Land hat es 5 Amtssprachen: Montegrinisch, Serbisch, Bosnisch, Albanisch und Kroatisch. Verwendet werden das lateinische und das kyrillische Alphabet. Die Bevölkerung ist überwiegend orthodox.
Am 3. Juni 2006 erklärte sich Montenegro nach einem komplizierten Prozess und einem Referendum für unabhängig. Die Loslösung von Serbien wird von einem Teil der Bevölkerung nach wie vor kritisch gesehen. Das Land wäre einfach zu klein, um in der EU eine Rolle zu spielen. Und die Trennung hätte im Übrigen machtpolitische Gründe gehabt. Seit Mitte 2011 verhandelt die EU mit dem Land wegen des Beitritts.
Wir sind noch nie in einem so bergigen felsigen Land gewesen. Nur an ganz wenigen Stellen ist Landwirtschaft möglich. An ganz verschiedenen Stellen wurde aber Wein angebaut. Der war von guter Qualität, hat aber im wesentlichen regionale Bedeutung. Es gibt eine größere Produktion von Olivenöl und Honig. Beides hat einen guten Ruf. Legendär sind der Käse und der Schinken aus Njegusi. Der Schinken ist wirklich klasse, der Käse ist auch ziemlich gut. Es gibt allerdings wenige Hartkäsevariationen und in den Städten wurde mir dann auch deutscher Käse (Gouda von Hochland) angeboten. Wir haben viele gute Fische aus dem Meer, den Flüssen und den Seen gegessen. Das Gemüseangebot ist wirklich schmal, es gibt was die Natur gerade hergibt. Im Prinzip ist das klasse und aus allen möglichen Gründen zu begrüßen aber ich merke, ich vermisse die Vielfalt. Allerdings gibt es zwei Gerichte die ich auch zuhause einführen werde: geröstete Paprika oft in Öl eingelegt, ich liebe sie und gekochte Kartoffen mit in Butter? gedünstetem Mangold vermischt. Das gibt es überall und manchmal ist es richtig klasse. Die Fleischgerichte haben Karl nicht geschmeckt und waren stets viel zu groß (mindestens 250g, oft auch 300g).
Wir haben die ungleiche Verteilung der Einwohner über das Land bei unseren Autofahrten deutlich gemerkt. An der Adria leben viele Menschen, hier gibt es auch viele Arbeitsplätze (Tourismus) und streckenweise fürchterliche Bebauung. Eine Hotelburg nach der nächsten, wie überall in vergleichbaren Gegenden. In den Bergen sind wir dagegen über lange Strecken ganz alleine auf der Straße gewesen.
Fast überall, auch in den Bergen, sind die Straßen neu gebaut und verbreitert worden. Es gibt kaum Karlstraßen.
Wir wissen, dass die Bevölkerung überwiegend arm ist. Die Dörfer und Städte sahen aber nicht sehr vernachlässigt aus.
Es gibt viele interessante Ort die einen Besuch lohnen. Montenegro ist ein lohnendes Reiseland mit einer alten Geschichte und auch mit neuen spannenden Orten. Wir haben darüber berichtet.
Oft haben Karl und ich darüber gesprochen, was dieses Land besonderes in die EU einbringen könnte. Die reiche Natur und die vielen Naturschutzgebiet sind dabei sicher von großer Bedeutung. Durch die geringe Besiedlung und die schlechte Zugänglichkeit konnten sich viele Tier- und Pflanzenarten erhalten die jetzt geschützt sind. Naturschutz ist in der Verfassung des Landes festgeschrieben. Gleichzeitig ist mir aber auch deutlich geworden, dass Umweltschutz und die Einkommensquelle Tourismus im Wettstreit miteinander liegen. Besonders deutlich wurde mir das am Skutariesee. Wenn die vielen Boot die bei unserem Besuch noch am Ufer lagen alle auf dem See sind, wie stört das die seltenen Vogelpopulationen. Kann man dann noch Pelikane finden? Und die Autoralleys über die einsamen Bergstraßen, Einkommensquelle und Umweltverpestung. Offensichtlich war das auch bei den riesigen Kreuzfahrtschiffen in der kleinen Bucht von Kotor. Es wäre zu wünschen, das es Montenegro gelingt einen guten Weg zu finden und nicht die Fehler des Westens zu wiederholen.
Fazit:
Montenegro versteht man bei einem Besuch dann, wenn beide Teile des Landes im Blick sind. Die schöne Adriaküste und der bergige Teil. Unsere zwei Höhepunkte waren der Spaziergang um den Biogradska Jezero und der Besuch der alten Stadt Stari Bar.
Und es muss mal gesagt werden: zwischendurch gingen mir (Karl) die Berge auf den Senkel, aber nie in den vergangenen 40 Jahren habe ich so viele Kuckucks gehört wie in diesem Land! Ich liebe den Kuckuck, für immer verbindet sein Ruf sich für mich mit dem Frühling im Wald hinter meinem Heimatdorf!
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