eine gewisse Erschöpfung ist schon morgens spürbar, wir schlafen etwas länger, frühstücken nicht in Mamma’s Bistro sondern gehen ohne Kaffee hoch in Richtung Touristeninformations-Büro, schauen vorher noch kurz bei unserem Benz vorbei und beim Umparken (damit ich besser aus dem engen Hof herauskommen werde) fahre ich ihn rückwärts gegen eine Betonwand, was ein Rückscheinwerfer nicht überlebt. Alles nur wegen fehlendem Kaffee!! Und dann gehen wir in ein Cafe, ich bestelle mir „Dutch double“ in der Erwartung einer tüchtigen Menge starken Kaffees und erhalte eine miese Nesquik-Zubereitung. Bäh!
Im Touristen-Büro besorgen wir uns diverses Material u.a. über die Donauschiffsfahrten, bekommen aber schon den Tip, das lieber bei gutem Wetter zu machen (heute ist es nämlich ständig bewölkt und regnet immer wieder auch etwas). Wir wollen dann per pedes zu dem im Prospekt angekündigten „Museum of Roma Culture“, finden das auch, es ist aber geschlossen und ein Blick durch das Fenster zeigt einen Raum mit ein paar Gemälden und Büchern. Das sieht nicht sehr aufregend aus, aber vielleicht hätte uns ein englisch sprechender Roma viel erzählen können. Leider wird da nichts draus.
Auf dem Weg entlang großer Boulevards und durch den Tasmajdan-Park (wo Ginkgo-Bäume geblüht haben!)
sehen wir den Sitz des serbischen Staatspräsidenten, vor dem zwei Soldaten stramm Wache stehen und zufällig gerade mit militärischem Zeremoniell abgelöst werden. Das sieht hier genauso lächerlich aus wie überall auf der Welt. Gegenüber liegt das Gebäude der Nationalversammlung, also des Parlaments. Hier gibt es keine erkennbare Bewachung, aber zur Straßenseite hin sind riesige Schautafeln mit Hunderten von Photos und den begleitenden Parolen „Opfer der albanischen UCK Terroristen und der Nato-Aggression“ aufgebaut.
Wir wissen ja aus der Reiseliteratur, dass in Belgrad durch das Eingreifen der Nato in den kriegerischen Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo (Bombardierung im März-Mai 1999) heftige Schäden verursacht worden sind, und ich kann mir gut vorstellen, dass es bei vielen (älteren?) Menschen noch unerledigte Wut über diese Ereignisse gibt; ich hatte schon angesichts der Mengen von eher jüngeren Leuten, die mit „normaler“ westlicher Kleidung und mit ihren Smartphones durch die Stadt eilen, schon die Phantasie, dass sich diese gezielt so verhalten, um zu zeigen, dass sie mit dieser Vergangenheit, die sie vielleicht gerade noch als kleine Kinder erlebt haben, nichts mehr zu tun haben wollen.
Unterwegs besuchen wir auch den Markt in der Nähe mit gutem Angebot an Lebensmitteln, aber man kann im Internet auch erfahren, dass die Hauptstadtbewohner fast 45% ihres Geldes für Nahrungsmittel ausgeben müssen. Das durchschnittliche Monatseinkommen in Serbien ist mit 366 € niedriger als in allen anderen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens
und viele können sich auch das Marktangebot wohl nicht leisten und manche müssen Altpapier, Schrott oder Lumpen sammeln.
Abends kleines Essen in einem typisch serbischen Restaurant in der Nähe (hier sitzen natürlich die Bessergestellten), dann rasch zurück ins Apartment. Im Moment haben wir beide den Eindruck, dass sechs Tage Belgrad auch zuviel sind und dass wir auch schon am Montag weiterfahren könnten. Wohin? Wir werden sehen
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