unsortierte Eindrücke zu Bulgarien

Was haben wir erlebt in Bulgarien, was hat Eindruck gemacht, was war bemerkenswert und was ist uns komisch vorgekommen?

Die Reiseroute:

Doro hat sich eine Karte gewünscht. Hier haben wir die Route der drei Wochen aud einer Postkarte eingezeichnet (ein Klick aufs Foto vergrößert es).

 

Bulgarienkarte

 

Aktuelle soziale Lage?
Zu unsereren Eindrücken von der aktuellen Lage haben wir hier (anklicken) schon geschrieben. Hervorheben möchte ich noch, dass ich den Eindruck hatte, dass die Gegensätze zwischen „reich“ und „arm“ hier noch deutlicher sind als  beispielsweise bei uns zuhause. Ich sah mehr Arme, Körper-Behinderte (mit altertümlichen Krücken, nicht mit „Gehhilfen“, und schon gar nicht mit Rollatoren oder Rollstühlen), Hilfsbedürftige in der Öffentlichkeit und glaube, dass die hier noch nicht so von Hilfs- und Betreuungssystemen wie bei uns erfaßt und unterstützt werden, weil es diese Systeme wohl auch noch nicht so gibt.

Was gibt es zu essen?
Wir haben fast ausschließlich in Restaurants gegessen, aber waren auch auf Märkten und in Lebensmittelläden. Essen gehen ist in Bulgarien anders als in Deutschland. Wie vorher gelesen, beginnen viele Bulgaren ihre Mahlzeit mit einem Salat und das ist oft der Skopskasalat mit Gurken, Tomaten, roter Spitzpaprika, Zwiebeln und geriebenem weißen Käse – ohne Salz und Pfeffer oder Essig und Öl. Ein wunderbarer Einstieg, wenn die einzelnen Zutaten von guter Qualität sind. Wir haben oft und sehr gut Fisch gegessen und es steht viel Fleisch auf den Speisekarten. Manchmal habe ich gegrilltes Gemüse mit Butter gefunden. Und geschälte rote warme Paprika, ich denke, sie war eingemacht. Beides habe ich sehr gerne gegessen. Wirklich iritiert hat mich die Art des Servierens. Die Vorspeise kommt zuerst, aber dann wird oft alles  weiter auf  den Tisch gestellt. Auch bekommt nicht jeder Gast zur gleichen Zeit sein Essen. Es ist schon vorgekommen, dass Karl aufgegessen hatte, wenn mein Hauptgericht kam. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.

Auf den Märkten gibt es das, was zur Zeit wächst oder überwintern konnte. Ende März, Anfang April war das nicht sehr viel: Äpfel, Orangen, Frühlingszwiebeln, Brennesseln, Petersilie, Zwiebeln, Kartoffeln, viele getrocknete Hülsenfrüchte, Lauch, Salat, Bärlauch. Importiert sahen aus Gurken, Tomaten und Erdbeeren aus Griechenland.

Wie riecht Bulgarien?
Es riecht nach Holzfeuer und Grillen. Besonders als es noch kalt war, ist zum Heizen an vielen Stellen Holz verwendet worden. Wir riechen es und wie sehen im ganzen Land Menschen, die Holz sammeln, spalten und stapeln. Besonders an Feiertagen riechen wir auch überall Holzkohlegrills. Manche Eckkneipen stellen diese Grills vor die Tür und verkaufen gegrilltes Fleisch  und FIsch.

Wie haben wir uns verständigt?
Überwiegend haben wir Englisch gesprochen. Das können viele. In Restaurants wurde uns meistens unaufgefordert die englische Karte vorgelegt, wahrscheinlich, weil wir ausländisch aussahen. Intensive Gespräche scheiterten aber oft an der Sprachbarierre. Das war schade. In vielen Museen fanden wir Erklärungen auch auf englisch und manche touristischen Hefte sind übersetzt. Deutsche Erläuterungen waren weniger häufig. Wir haben auch einige Menschen kennengelernt, die recht gut deutsch sprachen, weil sie z.B. mal bei uns gearbeitet haben oder Deutschlehrer waren. Mit der Zeit kann man sich an die kyrillischen Buchstaben gewöhnen und dann schneller etwas finden.

Freundlichkeit der Menschen
war immer beeindruckend. Nie haben wir uns abgelehnt gefühlt, oft wurden wir herzlich begrüßt. Mehrfach haben wir kleine Geschenke bekommen.

Internet?
Freies und kostenloses Internet haben wir in den meisten Lokalen und allen Ferienwohnungen und Hotels vorgefunden. Das ist viel üblicher, als ich es in Deutschland kenne. Smartphones sind allgegenwärtig und die Kopf-nach-unten-Haltung ist auch schon üblich. Auch hier manchmal in den Lokalen, spielen alle am Tisch gleichzeitig mit ihrem Elektrogeräten.

Europa?
Bulgarien gehört wie Deutschland auch zur europäischen Union. Was bedeutet das? Darüber haben Karl und ich gesprochen. Wir sehen viele Straßen und manche Einrichtungen, die mit Geldern der Gemeinschaft finanziert werden und das ist auch gut so. Aber was ist mit dem Austausch der Menschen und Arbeitsplätze? Der ist einseitig. Es gibt bulgarische Kollegen und Kolleginnen in Deutschland. Deutsche Arbeitskräfte in Bulgarien sind nicht so häufig. Bedrückende Zeichen dafür sind die halbleeren Dörfer, wir wissen, dass in manchen von ihnen die ganz jungen Kinder und die alten Menschen leben, während die mittlere Generation irgendwo in Europa arbeitet. Getroffen haben wir aber auch Rückkehrer, die jetzt in Bulgarien versuchen, eine Existenz aufzubauen, im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Tourismusbranche oder auch Rentner, die im Alter zurückkehren. Erzählt wurde auch von Deutschen, die ihre Ruhestandszeit an der Schwarzmeerküste verbringen.

Die Reflexion über diese Europa-Frage macht doch auch gemischte Gefühle. Ohne Zweifel profitieren viele Menschen davon, ohne Zweifel wird sich für viele andere noch manches verschlechtern, insbesondere wenn der Euro kommt und alles teurer wird. Das Land ist mitten im Umbruch, und es bleibt außerordentlich spannend, wie es weitergehen wird (nicht nur mit dem Bau neuer Autobahnen zur Erleichterung des Warenverkehrs).

Alte Kulturlandschaft!
Bulgarien sieht sich als Wiege Europas. Das verwundert nicht, wenn man sich bewußt macht, seit wie langer Zeit die Gegend schon durchgängig besiedelt ist. Es gibt Fragmente von Knochen und Steine mit Spuren menschlicher Bearbeitung von vor 1.4 Mill. Jahren, und reichhaltige Funde aus der Zeit der Thraker, die 4000 – 5000 v.Ch. hier gesiedelt haben. Die Griechen und dann die Römer haben viele Spuren hinterlassen, dann die Goten, die Hunnen und besonders das Osmanische Reich. Die 500 Jahre Fremdherrschaft durch die Osmanen haben auch ihre Spuren hinterlassen: die Zeit der „Wiedergeburt“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird überall hervorgehoben, und immer wieder treffen wir auch auf Hinweise auf grausame Massaker der Türken an der bulgarischen Bevölkerung. Die nationalen Führer der Aufstände werden als Helden verehrt, überall gibt es Monumente und fast in jedem Ort gibt es z.B. eine Baba Tonka Straße (eine kämpferische Frau und Mutter vieler kämpfender Söhne).

Leider wissen wir nicht, wie sich diese Erfahrung jetzt in der Gegenwart bezüglich der Aufnahme der Türkei in die EU äußert; eigentlich können die Bulgaren ja nur dagegen sein

Todesanzeigen:
Üblich in osteuropäischen Ländern, sind sie mir in Bulgarien doch besonders aufgefallen, die Anzeigen dafür, dass jemand verstorben ist. Sie werden an zentralen Plätzen auf Wände geklebt. Ich habe sie aber auch an Theaterseitentüren für verstorbene Schauspielerinnen und Platzanweiserinnen gefunden und der verstorbene junge Schwimmer wurde am Eingang der Schwimmhalle annonciert, sogar für die Patriarchen gab es an den Klostermauern Zettel. Auch an den Haustüren kleben Zettel, oft sogar mehrere. Viele sind zum Schutz laminiert oder in Folie eingepackt und manche werden nach einiger Zeit erneuert. Bei einigen sehen wir sogar Blumensträuße.

Todesanzeigen

 

Dafür blieb keine Zeit oder wir hatten keine Gelegenheit:

 

 

 

Wir werden dieses Post immer mal wieder ergänzen wenn uns etwas wichtig erscheint. Die Verarbeitung unserer Eindrücke ist noch nicht abgeschlossen.

 

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Mechthild Verfasst von:

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