Pyce (Ruse) und Umgebung

in strömendem Regen Abfahrt von Varna. Übergabe der Schlüssel an Nesrin, die mit ihren beiden kleinen Kindern gekommen ist. Sehr freundlicher Abschied, wir bekommen sogar ein Geschenk (traditionelle bulgarische Tischdecke). Die Wohnung hat uns insgesamt recht gut gefallen, war vor allem sehr zentral gelegen, und nachdem wir uns etwas in der Altstadt auskannten, haben wir alles rasch gefunden. Danke an Nesrin und Peter!

Fahrt nach Ruse (gesprochen „Russe“), an der Donau, d.h. dicht an Rumänien. Auf der Fahrt Unterbrechung bei Madara, wo ich unbedingt ein weiteres der vielen Unesco-Weltkulturerben Bulgariens sehen wollte, nämlich den berühmten Reiter, ein Relief, in eine Felswand gehauen, hoch über uns, viele Treppenstufen. Beeindruckendes Monument, auch wenn es für uns im Regen hinter einem Baugerüst wenig sichtbar war. Besseres Bild auf dem offiziellen Plakatwandfoto.

Reiter Plakat Reiter Karl

Wie schon oft war ich auch hier ganz fasziniert davon, dass auch hier in der absoluten Vorsaison, in der kaum ein Mensch kommt um sich das anzusehen, natürlich das Kassenhäuschen besetzt war und natürlich eine Gebühr bezahlt werden mußte. Im Häuschen saßen zwei Menschen. Ich schätze, dass an einem solchen Tag maximal 20 interessierte Besucher kamen, aber die Angestellten oder Beamten waren voll im Dienst. Und im kleinen Cafe gegenüber dem Eingang war eine mittelalte Frau tätig (die sich mit Fernsehen beschäftigte), die offensichtlich die Aufgabe hatte, Touristen zur Toilette auf der anderen Straßenseite zu geleiten und aufzuschließen.

Die Fahrt nach Ruce war primär meine Idee, weil ich mir das toll vorstellte, auf der Donau eine Schiffsreise zu machen und über die Donau-Brücke nach Giurgiu, der gegenüberliegenden rumänischen Stadt zu gehen. Aber alles war anders: die Donau war breit, voller Wasser, mehrere hundert Meter breit, Überschwemmungen des Ufers, kein Gedanke an Ausflugsschifffahrt. Zudem auch hier Regen, Regen, Regen. Und die Donaubrücke war im Norden der Stadt, nicht zu Fuß erreichbar, wegen der großen Überschwemmungsgebiete auch sehr lang (sicher über 1km), zudem für Fußgänger nicht betretbar. 500 km lang ist die Donaugrenze zwischen Bulgarien und Rumänien und nur diese eine Brücke und das auch erst seit 1954!!

Später habe ich gelernt, dass es inzwischen noch eine zweite Brücke gibt im Nordwesten von Bulgarien bei Vidin nach Calafat, aber die ist ganz neu, erst 2013 eingeweiht, in unserem kleinen Reiseführer steht sie noch als „Projekt“

Donaubruecke 1 Donaubruecke 2

Diese Brücke ist faszinierend wg. ihrer Geschichte (hier ein sehr aufschlussreicher Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung darüber)  und bringt einen zum Grübeln über den europäischen Gedanken. Also mußten wir mit dem Auto rüber, Gebühr an die Bulgaren zahlen vor dem Übertritt nach Rumänien und an die Rumänen bei der Rückfahrt. In Giurgiu kleiner Bummel durch die Stadt, nichts Besonderes, natürlich Kaffee in einem Cafe, das rund um einen uralten Uhrenturm gebaut war.

Uhrenturm Uhrenturm 2

Unser „Hotel Amor“ ist ganz schlicht, sehr zentrumsnah gelegen, sehr preisgünstig (DZ pro Nacht 50 LEV = 25 €), atemberaubende sehr moderne Dusche, die am Wasserhahn des Waschbeckens angeschlossen war. Keine Abtrennung des Duschbereiches, d.h. es wurde alles nass (wenn man nicht aufpaßte, sicher auch das Klopapier).

BasarbovoHeute machten wir nach der Rumänien-Stipvisite einen weiteren Ausflug in den südlich von Ruse gelegenen Naturpark Rusenski Lom. Zwei Flüsse (Beli lom und Cerni Lom) vereinigen sich hier, bevor sie in die Donau fließen, und haben ein wunderschönes Gebiet geschaffen, indem sie sich durch die Berge den Weg bahnten. Auf der einen Seite des Flusses über 100m hohe Felswände (sicher Kalkstein, schwarz und gelb gefärbt), auf der anderen Seite Überschwemmungsgebiet. Alle Flüsse führenBasabovo 2 jetzt natürlich sehr viel Wasser und waren über die Ufer getreten, in den Flüssen weggerissene Bäume. Aber das Tollste: in den Felswänden auf ca. 40-50 m Höhe in den Fels gehauene Kloster und Kirchen. Wir halten bei Basarbovo an und schauen das erste Mal in das Flusstal hinunter. Wunderbar! Vor uns haben Ivanovo KircheMenschen schon zwei Sessel auf den Hang gestellt um ganz bequem die Aussicht zu genießen. Leider sind die Sessel zu nass um sie zu benützen.

Weiter gehts zur bekanntesten Höhlenkirche bei Ivanovo. Nach der Bewältigungen der langen gewundenen Treppe auf 40 m Höhe standen wir in einer Kirche mit drei Räumen aus dem 13.-14. Jahrhundert. Die Wände waren mit Fresken aus der Zeit bemalt, auf denen Szenen des Neuen Testaments dargestellt waren, teilweise noch Farben mit großer Leuchtkraft. Und natürlich: hier oben in der Kirche eine ältere Frau im Dienst, die die fällige Gebühr kassierte, Andenken verkaufte und mit rührendem Bemühen mit wenigen Worten Englisch die Fresken zu erklären suchte. Toll! Im Sommer ist hier sicher der Teufel los, aber ob sie heute noch einen weiteren Kunden hatte außer uns bezweifele ich.

 

Ivanovo Kirche 2 Ivanovo Kirche 3 Ivanovo Kirche 4

Und weiter ging zu einem weiteren Anziehungspunkte dieses Naturschutzgebietes, der Festung von Cerven. Die 235 Stufen bewältigt nur Karl. Mechthild bleibt unten und trinkt einen Kaffee. Karl sieht sich die alten Ruinen aus dem 12. – 14. Jh. auf der Höhe an. Sicher kann man tagelang den Naturpark durchstreifen, wandern, kulturell bedeutsame Orte besuchen, seltene Vögel (z.B. besondere Geier) und Pflanzen suchen; wir nehmen uns aber nur einen Tag Zeit dafür. Belohnt werden wir auf der Rückreise mit einem Storchennest und zwei Vögeln, die gerade genau das tun (haben wir natürlich aus Scham nicht fotographiert). Da wird sicher bald Nachwuchs zu betreuen sein. Mit Blick auf Ruse kommt die Sonne durch und verspricht für die nächsten Tage immer höhere Temperaturen und ganz wenig Regen von oben. Dann man zu. Morgen geht es weiter in die Berge nach Gabrovo.

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