Abfahrt am frühen Morgen bei weitgehend blauem Himmel und etwa 8 Grad sog. Wärme. Erster Kaffee als Frühstück beim Karpfengriller gegenüber dem Appartment, dann auf in den Norden. Dort hoffen wir, etwas darüber zu erfahren, wie die Mazedonier mit ihren dortigen Nachbarn aus Serbien und dem Kosovo auskommen. Im Reiseführer stand etwas von spürbaren Differenzen zwischen den Mazedoniern und den Albanern, deren Anteil an der Bevölkerung dort recht hoch ist (im Balkankrieg sind wohl viele aus dem Kosovo geflüchtet).
Zwischenstation in Stip, einer lebhaften Uni-Stadt in einer Schlucht am Fluß. Große Plakate preisen den Ort als Zentrum der T-Shirt-Industrie, wir erfahren durch Internet-Studium, dass in Stip viel hochklassige und -preisige Mode für Designer aus Italien produziert wird; diese werden durch die niedrigen mazedonischen Löhne ihre Profite gut steigern können.
Weiter geht’s Richtung Serbien. Auf dem Wege machen wir einen Abstecher in die bergige Landschaft in ein kleines Dorf, in dem nur Türken leben! Diese „Yörücken“ sind Nachfahren von nomadischenTürken, die während der osmanischen Herrschaft dort angesiedelt wurden und jetzt dort in einigen kleinen Dörfern recht isoliert leben. Die Bewohner leben wohl vom Tabakanbau, von dem wir aber nichts entdeckt haben. Ein Mann, der mit seiner Frau beim Wagen stand, der die Milch abholte, erklärte ganz freundlich, dass es 30 Dörfer seien; „hier Türkei, drüben Mazedonien!“. Lt. Reiseführer sind die Türken aus der Tükei ganz begeistert von diesen archaischen Vorfahren, und es kommen regelmäßig viele türkische Besucher. Die Sprache ist ein Ur-Dialekt ohne arabische oder persische Einflüsse, die Frauen tragen typische „Blumenkleider“, alle Dörfer haben natürlich eine Moschee, an einem Haus ist der türkische Halbmond aufgemalt und die Region ist an der Hauptstraße M6 gekennzeichnet durch große Schilder mit Halbmond und der Bezeichnung „TIKA“. Dies ist die Turkish International Cooperation Agency, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, bedeutende Zeugnisse türkischer Kultur in Mazedonien zu pflegen (u.a. auch das Geburtshaus von Kemal Atatürks Vater, das in einem kleinen Dorf im Norden steht).
Dieser kleine Abstecher hat uns sehr beeindruckt und einen Einblick gegeben in die große ethnische Vielfalt in diesem Land. Ein Picknick im Grünen mit landestypischen Speisen (Tomate, Gurke, Käse, Sesamkringel) hat uns dann gut getan.
Den toten Hund und den Müll ein paar Meter weiter im Graben haben wir ignoriert. Mittags waren wir dann am Ziel in Kumanovo, ziemlich nah an Serbien. Von möglichen Problemen haben wir in der kurzen Zeit natürlich nichts mitbekommen, haben uns durch den Ort treiben lassen und wiederum die Erfahrung gemacht, dass die überraschendsten Eindrücke und Erfahrungen dann kommen, wenn man sich nicht an irgendwelche Vorgaben von Fremdenführern hält, sondern selbst die Augen aufmacht. So kam Mechthild plötzlich zu einem tollen Stoffladen, der ca. 10m lang und 4m breit war, links und rechts reihenweise Stoffballen und in der Mitte ein schmaler Gang, auf dem sich die Kundinnen aneinander vorbeidrücken mußten.
Wenige Nebenstraßen weiter plötzlich Bekanntschaft mit einem alten Schmied! Der nette Mann, der sogar etwas Deutsch sprach, was er in der Schule gelernt hatte, betrieb in einem kleinen Laden von maximal 10 Quadratmetern seine Schmiede, war stolz auf sein Feuer, wollte wissen, wie Hammer und Amboß auf Deutsch heißen und erklärte einige seiner Produkte (besonders große Deckel für Feuerstellen zum Backen). Wenn das ein deutscher Sicherheitsingenieur gesehen hätte, wäre er vor Schreck tot umgefallen: der Abzug über der Feuerstelle mit Löchern, ein altes krummes Blechrohr als Schornstein aus dem hölzernen Dach ragend, jeweils nur wenig von den Holzdächern der Nachbarhäuser entfernt. Toll! Im Park nebenan wurde auch der Frühling eingeleitet und die unterschiedlichsten Fahrzeuge für Kinder abgeladen
Beinahe zum Abschluß des Tages dann noch Besuch eines Imbisses, weil Mechthild mir unbedingt die lokale Grillspezialität „Kumanovo sudzuk“ (die scharfe türkische Wurst heißt doch auch so?), eine sehr würzige und wunderbare Wurst, spendieren wollte. Als wir dann mit Mimik und Gestik ausgedrückt hatten, was wir wollten, kam ein älterer Mann vom Nachbartisch zu uns, sprach uns auf Deutsch an und erzählte dann, dass er seit einem Jahr Rentner sei und vorher in Mannheim und dann über 30 Jahre in der Schweiz (St. Gallen) gearbeitet hatte! Ein interessantes Gespräch entwickelte sich, und zumindest dieser Herr erklärte, dass es keine Probleme mit anderen Bevölkerungsgruppen gebe.
In der Stadt weitere kleine Szenen über das alltägliche Leben
Nachtrag:
Am 20. April waren wir in Kumanova, am 9. Mai kam es (wie immer mal wieder) zu Unruhen zwischen Mazedonisch Albanischen Gruppen und der Polizei. Die kämpfe dauerten 2 Tage bis die Polizeit die oberhand gewann. 22 Menschen starben, 37 Menschen sind verletzt und Gebäude wurden zerstört. Die Berichte über die Ursachen sind nicht durchschaubar. Gegenseitige Schuldvorwürfe, unklare Gemengelage. Im Verlauf der nächsten Tage musste die Innenministerin zurücktreten weil das Vorgehen der Polizei zweifelhaft war und es den Verdacht gibt, dass der Staat die Ausschreitungen selbst organisiert habe könnte. Berichte darüber hier und hier.
[…] Die älteste und größte wird gerade mit Hilfe der türkischen Regierung renoviert, auch ein Tika Projekt, die zweite ist zugeschlossen und die Tauben fliegen durch die zerbrochenen […]
[…] große Leitlinie unserer Reise ist ja das “grüne Band”, ein zukünftiges hoffentlich durchgehendes Naturschutzgebiet vom schwarzen Meer bis hoch in den […]