Freitag, der 24.04.15. Morgens „Hausarbeit“, Waschen, Lesen, Trödeln. Mittags haben wir ja die gestern ausgefallene Stadtrundfahrt eingeplant. Der holländische Tourist, der gestern auch mit im Bus saß, ist da, aber der Bus nicht und er kommt auch nicht (das Bild ist von gestern)! Also keine Stadtrundfahrt, dann eben selbständige Erkundigung und noch mal Eindrücke sammeln auch der sog. modernen Skopjer Architektur.
Wir gehen noch mal durch den Alten Bazaar, schlendern durch die engen Gassen und besuchen auch die Mustafa Pascha Moschee, die berühmteste und größte unter den zahlreichen islamischen Gotteshäusern. Sie stammt schon aus dem Jahre 1492 und hat eine 45m hohe Kuppel. In dem Erdbeben von 1963 wurde sie aber auch schwer beschädigt, danach wieder repariert, aber sie hat wohl ernsthaftere strukturelle Schäden erlitten, so dass die Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Sie liegt in einem schönen ruhigen Park unterhalb des Kastels und ermöglicht einen weiteren Blick auf die Stadt. Vor dem Eingang ist eins der typischen „Waschhäuser“ (alle Muslime mögen mir dieses sicher falsche Wort verzeihen), wo die Gläubigen Gesicht, Hände und Füße waschen können.
Auch das ehemalige Cifte-Hammam besuchen wir, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammend, groß angelegt mit ursprünglich natürlich getrennten Bereichen für Männer und Frauen. Die Sage erzählt, dass der Erbauer Isa Bey in eine hübsche Frau verliebt war, deren Schönheit er in dem Gebäude zu verehren suchte. Die großen Kuppeln (ihre Brüste) sind mit alabasterweißen Spitzen (den Brustwarzen) verziert. Heute ist das ein Teil des Mazedonischen Museums, als wir es besuchten, waren moderne Photographien ausgestellt. Innen war für mich der Gegensatz zwischen den uralten Mauerresten und den modernen Museumswänden und den Photos sehr beeindruckend.
Als letzter Teil der alten dreiteiligen muslimischen Architektur (Karawanserei zum Lagern, Hammam zum Reinigen, Moschee zum Beten) fehlte noch die alte Karawanserei, die ebenfalls jetzt mazedonisches Museum ist.
Mitten im Basar trafen wir dann bei einer anderen Moschee auf eine andere Demo: offensichtlich türkische junge Männer protestierten gegen die angebliche Lüge des Völkermords an den Armeniern vor 100 Jahren! Es waren aber auch mazedonische und albanische Fahnen zu sehen.
Dann besuchten wir noch mal den Bit Bazaar am nördlichen Rand des alten Bazaars, wo Hunderte von Verkäufern auf engstem Raum ihre Waren anbieten. Neben haufenweisem Kitsch und hunderten von billigen Turnschuhen gibt es noch faszinierende Stände mit orientalischen Gewürzen (wir haben ein paar Tüten gekauft für Kebap), Käse, Wurst, Obst und Gemüse. Immer, wenn wir ins Gespäch kamen mit Händlern, die rasch wissen wollten, woher wir kämen, fand sich eine herzliche Kontaktbereitschaft, und zu meinem Erstaunen hörte ich immer wieder, dass jemand behauptete, er sei Fan von Borussia Dortmund (leider tauchte Arminia Bielefeld da noch nicht so auf).
Wir versorgten uns mit ein paar Grundnahrungsmitteln für das Abendessen im Apartment und gingen zum Abschied nicht aus. Aus einem Imbiß holte ich noch 20 Kebap-Würstchen und eine Flasche T’ga za Rotwein, so dass alles wunderbar abgerundet war.
Liebe Mechthild und Karl, wer hätte das zu WG Zeiten gedacht, dass ihr eines Tages durch mazedonische Bazare schlendert und uns daran so ausgiebig teilhaben laßt. Die Bilder sind grandios. In welcher Sprache verständigt ihr euch z.B. im Bazar??? iCH werde immer mal wieder reinlesen, besonders spannend sind natürlich so Fragen , wer von euch beiden fährt und wer ändert mal heimlich die Route, wenn das navy so unzuverlässig ist. Manchmal sind ja auch Umwege ein Gewinn. Herzliche Grüße aus Hamburg, bis bald Gerti