bei der Abreise aus Edirne fahren wir noch bei einem der größten ottomanischen medizinischen Gebäudekomplex vorbei, schon 1488 fertiggestellt! Die Universität hat dies zu einem Museum umgebaut, welches sogar einen europäischen Preis gewann. Einige Gebäude und die Moschee aus sehr hellem Sandstein und Marmor liegen in einem sehr gepflegten Garten mit hohen alten Bäumen.
Wir besuchen die Medizinschule, das Hospital und das türkische Psychiatriemuseum.
Die Medizinschule ist in einem Gebäude, wo sich um einen kleinen quadratischen Hof kleinere und größere Räume reihen. In vielen der Zimmer sind mit lebensgroßen, männlichen Puppen Szenen nachgestellt, die in alten arabischen Handschriften Untersuchungen und Behandlungen sowie den damaligen Unterricht in der Medizinischen Schule erläutern. Mit 18 Studenten und einigen Professoren war das ein sehr kleine Ausbildungsstätte, in der es sowohl theoretischen Unterricht als auch praktische Übungen gab. Eine für das 13. bzw. 14. Jahrhundert sehr fortschrittliche Medizin wird da gezeigt. Uns wird deutlich, wie fortschrittlich die arabisch-türkische Medizin schon war, als im europäischen Mittelalter keine Entwicklung mehr stattfand, die griechischen Klassiker (Galen, Hippokrates) vergessen waren, deren Werke nur in Klosterbibliotheken schlummerten und die medizinische Praxis sehr verkümmerte.
Im Türkischen Psychiatriemuseum wird wie in der Medinzinschule auch die sehr fortschrittliche Behandlung psychisch kranker Menschen in der damaligen Zeit mit lebensgroßen Puppen gezeigt. Hier gehen die Patientenzimmer, die Behandlungsräume und die Apotheke von einem großen Saal mit Brunnen ab. Es gibt keinerlei Anzeichen für Interventionen mit Gewalt, keine geschlossenen Türen, keine Fixierungen; statt dessen wurde mit Kräutern und Musik behandelt und die ganze Atmosphäre möglichst entspannend und beruhigend gestaltet z.B. durch die heilsame Wirkung des Rauschens von Wasser. Diese Behandlungsprinzipien werden später „no restraint“ oder „Soteria“ genannt, aber sind keine neue Erfindung der abendländischen Medizin, sie gab es schon vor vielen Jahrhunderten!
Auch den Raum der Ergotherapie haben wir gesehen (liebe Margret, bei diesem Raum haben wir an dich gedacht)!
Bei einem Besuch in Edirne und Interesse an Medizin und Psychiatrie ist dieses Ort sehr zu empfehlen.
Das ist ja interessant! Beim Lesen des Buches von Noah Gordon Der Medicus hat mich damals auch sehr beeindruckt, wie fortschrittlich der Orient im Mittelalter war.
Liebe Grüße und weiterhin gute Reise, SaSa
[…] Nachtrag: Aber am nächsten Morgen sind wir in Erdine noch in den 1488 fertiggestellten Gebäudekomplex der u.a. eine eine Medizinschule, ein Krankenhaus und das Türkische Museum für die Geschichte der Psychiatrie enthält, gefahren. Wenn wir schon beide unser ganzes Berufsleben mit der Medizin und in der Psychiatrie zugebracht haben, so liegt das doch auf der Hand. Sehr gut hat es uns gefallen. Siehe Tip 3. […]
Wie schön zu lesen, dass ihr an mich gedacht habt. 🙂
Viele liebe Grüße und gute Reise, Margret
Deine Berichte sind beeindruckend. Weiter gute Fahrt! Habt ihr auch eine Karte mit eurer Route ? Hier gibt es Kälte, am Mittwoch soll es sogar nochmal schneien. Euch einen guten Frühling. Doro