Die Reise von Edirne zur Grenze nach Bulgarien war kein Problem, die Grenze umso mehr. Die türkischen Grenzwächter hatten auf einmal das Bedürfnis, unser Auto genau zu kontrollieren. Alles Gepäck raus, alles öffen, viel Bürokratie, viele Beamte eingeschaltet, viele Stempel, Unterschriften. Ich habe doppelt unterschrieben, dass ich in dem Mercedes keine Drogen mit mir führe! Das ist ja ziemlich absurd, dass uns die Türken bei der A u s reise so kontrollieren und nicht bei der Einreise. Wahrscheinlich wollen sie sicher sein, dass ihre Drogen im Lande bleiben…. Die bulgarischen Zöllner demgegenüber ganz entspannt, einige sprachen Deutsch, sehr freundlich. Allerdings mußten wir mit dem Wagen durch eine Desinfektionsanlage fahren (funktioniert fast wie eine Waschanlage), in der wir mit irgendwelcher Chemie bespritzt wurden. Ich hatte vorher gelesen, dass diese Maßnahme mit der Sorge zusammenhängt, dass die vielen Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien mit all ihren Infektionskrankheiten in die EU drängen.
Dann auf der „Hauptstrasse 9“ Richtung Schwarzes Meer. Hunderte von Schlaglöchern, viel Wasser, Strassen manchmal völlig überschwemmt, aber alles im Naturpark im Grenzgebiet zur Türkei. Dieser Naturpark Strandza ist der größte im Land und hat mehrere abgestufte Gebiete. Wir sehen Rhododendronbüsche. Seltsam sehen sie aus in dieser wilden Landschaft, aber sie gehören zu den besonderen seltenen Pflanzen des Parks, wie ich später nachlese. Noch sind die Bäume ohne Blätter, nur das Unterholz, Kischbäume und Sträucher blühen schon. Vielleicht hätten wir unsere Reise doch ein wenig später im Jahr beginnen sollen. Manche Teile des Parks dürfen überhaupt gar nicht betreten werden. In anderen Teilen kann man sicher wunderbar wandern, seltene Tiere und Pflanzen sehen. Am Straßenrand gibt es immer wieder Hinweise auf ausgeschilderte Wege mit dem Fahrrad und auch zu Fuß. Wir durchqueren das Naturschutzgebiet von Süden nach Osten. Es gehört zum südlichsten Teil des grünen Bandes. Die Häuser in den kleinen Orten sind teilweise verfallen. Sicher die Resultate der Landflucht.
Im angestrebten Küstenort Carevo dann ernüchtert: alles ruht noch, nichts los. Hier tobt das Leben im Sommer, im Winter ist alles verbrettert und sieht abweisend aus. Weiterfahrt nach Sozopolo, hier wollen wir dann mal zwei Tage bleiben, um ewas Ruhe zu finden, mal einen Mittagsschlaf machen zu können und nicht im Auto zu sitzen. Tatsächlich hat ein Hotel geöffnet und bietet uns auch ein sehr schönes Abendbrot. Wir essen erste bulgarische Spezialitäten, kleine blaue Fische und Sopskasalat. Sonntag nach Aussschlafen und ruhigem Frühstück Spaziergang durch den Ort. Viele Häuser im originalen (wenn auch nicht immer antiken) regionalen Stil mit steinerner Basis bis zum ersten Stock und dann typischer Holzverkleidung des Restes. Das ist der Wiedergeburtsstil. Um 1900, zur Zeit der Erstarkens des bulgarischen Nationalgedankens, wurden diese Häuser an vielen Stellen gebaut. In einigen Ortschaften an der Schwarzmeerküste sind diese Häuser in der Vergangenheit komplett abgebrannt.
Man sieht hier deutlich, wie ganz allmählich das Leben erwacht und die Vorbereitungen für die nächste Saison beginnen.
Viele Häuser sind noch leer, an anderen wird repariert, gestrichen, ausgebessert, mehrere Restaurants sind noch geschlossen, aber die Touristenströme werden bald kommen. Wir sprechen mit zwei griechischen Malern, die in der großen bulgarisch-orthodoxen Kirche die Fresken an den Wänden hinter dem Altar bemalen, lauter heilige Männer und Frauen mit goldenen Heiligenscheinen sind schon zu sehen. Leider sind die Museen noch alle geschlossen. Wir hätten ein altes Skelett sehen können, das, mit einem Metallpfahl durch die Brust, als Vampir ausgestellt wird. So sehen wir es nur ungenau durchs Fenster. Und wir können 2 Fischern beim Säubern der Netze zusehen.
Diese Fische, frittiert, essen wir später zum Abendbrot. Dazu trinken wir Cycle-Wein, Sauvignon Blanc. Sehr lecker.
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[…] Häuser am See sind ohne Genehmigung im Naturschutzgebiet gebaut und stehen leer. Hier wie auch in Naturpark Stranza und offensichtlich fast überall in Bulgarien stehen die Interessen der Investoren in heftigem […]