langer Trip nach Murmansk

heute geht es früh los, weil wir uns entschlossen hatten, die lange Strecke nach Murmansk in den Norden von Russland (650km) in einem Rutsch zu fahren. Hintergrund war einmal, dass unsere Visa in 3 Tagen auslaufen und doch nicht ganz sicher war, ob die nördlichen russisch-finnischen bzw. russisch-norwegischen Grenzen offen sind (sie sind es, wenn man ein Fahrzeug benutzt), und zum anderen machte der Mercedes mir Sorgen, weil er vielleicht Kühlmittel verliert und vorgestern sehr heiß wurde. Mit russischem Kühlmittel ging es aber bisher weiter, die Temperatur blieb auch heute konstant.

Die Autostraße E 105 blieb uns erhalten, die größten Abschnitte sind prima im Schuß, gelegentlich gab es Renovierungsarbeiten und Behinderungen durch Einengungen und Maschinen. Meist war der Verkehr an diesen Stellen wieder durch die „menschlichen Ampeln“ geregelt, d.h. zu Beginn und Ende stand ein Mann mit einem Dirigentenstab, der uns bremste oder zum Weiterfahren aufforderte.

Die Strasse macht in weiten Abschnitten einen relativ neuen Eindruck. Viele Felsen wurden beseitigt und einfach zur Seite geschoben. Oft konnte man kleine Kunstwerke sehen: kleine und/oder große Steine waren aufeinander gestapelt und wirkten wie Figuren. Die meisten waren wohl von vorbeifahrenden Leuten aufgeschichtet, aber manche waren so schwer, dass ich dachte, die Strassenarbeiter haben hier ihr persönliches Zeichen hinterlassen.

Die Strecke erschien endlos lang, war oft monoton, es war kilometerlang kaum Verkehr, trotzdem gab es ab und an kleine Büdchen, die etwas verkauften. Die Landschaft änderte sich auf dieser langen Strecke allmählich aber deutlich. Kurz vor der Grenze der karelischen Republik kam dann der Polarkreis! Ein großes Denkmal macht auf diese Stelle aufmerksam, und als ich mich dazu stellte, konnte ich den Unterschied deutlich spüren: südlich war es warm, ja heiß, T-Shirt-Wetter, auf der anderen nördlichen Seite plötzlich Temperatursturz nach unten, Kälte, Bibbern! Wer’s nicht glaubt, hier die Beweise:

Im Oblast Murmansk dann allmählich Übergang in prä-arktisches Gebiet. Große Gebiete waren auch auf der Karte als „Tundra“ bezeichnet, die Vegetation wurde spärlicher, die Bäume seltener und kleiner, mehr Zwergsträucher, mehr Moos (ich habe bei kleiner Pause auch das mir aus der Jugend so bekannte Island-Moos gefunden, mit dem mein Vater immer Weihnachtsgestecke machte). Zu meinem großen Erstaunen tauchten hohe und teils schneebedeckte Berge auf! Mit diesen hatte ich nicht gerechnet. Laut Karte erreichten die Höhenzüge eine Höhe von 1200m; auf einzelnen Strassenschildern konnte ich auch Hinweise auf Skigebiete erkennen.

Gegen 18.00 Uhr erreichten wir unser Murmansker Hotel und konnten uns endlich entspannen, duschen und ein sehr gutes Abendessen bekommen. Als wir ankamen, war es noch warm, über 20 Grad, was für Murmansk völlig unnormal ist. Nur in den beiden wärmsten Monaten Juli und August überschreitet das Thermometer mal die durchschnittlich Temperatur von 10 Grad! Vor ein paar Tagen hatten wir im Kiwats-Park ein belgisches Ehepaar gesprochen, die gerade aus Murmansk kamen, und sie hatten 2 Grad erlebt! Na, nach dem Abendessen wurde es hier wieder normal, es regnete und stürmte und war deutlich kühler.

Morgen ab nach Norwegen!

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Karl Verfasst von:

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