do svidaniya / до свидания / auf Wiedersehen.
Bevor wir endgültig die Stadt verlassen, fahren wir noch auf den Gedenkfriedhof Lewaschowo. Hier liegen 20.000 Opfer des großen Terrors von 1937 / 1938. In dieser Zeit wurden alle ermordet, die Stalin Wiederstand leisteten, sowohl innerhalb der Partei als auch außerhalb. Intellektuelle, Militärangehörige, auch normale Bürger, die in irgendeiner Weise auffällig und widerständig waren. Erst 1989 wurden diese Gräber von der Gruppe Memorial wiederentdeckt. Danach ist dort eine bemerkenswerte Gedenkstätte entstanden. Einzelner Personen und auch ganzen Gruppen wird in diesem 11 Hektar großen Nadelwald gedacht.
Oft sind es nur kleine Emailschilder mit Bild, Namen und vermutetem Todesdatum, machmal auch Grabsteine oder kleine Sammlungen von Gegenständen auf einem Brett am Baum.
Vor dem Eingang zur Gedenkstätte steht der „Moloch des Totalitarismus“, der dem Bürger das Rückgrat bricht: der Staat als Guillotine. Beeindruckend und bedrückend. Es müssen schlimme Jahre gewesen sein, wo wohl allgemein bekannt, war, dass die schwarzen Wagen, die frühmorgens kamen, wieder jemanden abholten, der nicht wiederkam. War es auch so in Deutschland, wo ja auch jeder mitbekommen haben muss, wenn wieder jüdische Nachbarn verschwunden waren? Es muss doch eine dauernde latente Angst vorhanden gewesen sein. Lt. Reiseführer haben viele Petersburger erst nach der Entdeckung dieser vielen Massengräber erfahren, dass ihre Verwandten nicht in Lagern des Gulag verschwunden waren, sondern nur 25km von Petersburg (Leningrad) entfernt erschossen und verscharrt worden waren.
Der Besuch solcher Gedenkstätten sollte in jedes Touristenprogramm aufgenommen werden und ist ebenso wichtig wie Emeritage und Peterhof. – Wir setzen unsere Fahrt dann auf gut ausgebauten Straßen ohne Problem in Richtung Westen fort, erst mal wieder zurück an die Ostsee, an den finnischen Meerbusen nach Wyborg. Von dort aus wollen wir in den nächsten Tagen an den Ladoga-See.
Wie hat uns nun Sankt Petersburg gefallen?
Wir haben ja in den letzten Posts viel über die Stadt geschrieben. Ich bin sehr froh, dass wir uns so viel Zeit genommen haben. 8 Tage sind unbedingt erforderlich, um von der Stadt mehr mitzubekommen als die goldenen Touristenorte. Wir hatten so Zeit zu bummeln und die Stadt auf uns wirken zu lassen. Natürlich ist Sankt Petersburg Teil von Russland, aber es scheint mir nicht typisch für das Land zu sein. Besonders deutlich ist mir das im Ethnografischen Museum vor Augen geführt worden. Russland besteht aus vielen Kulturen! Sankt Petersburg zeigt die westliche, europäische Seite.
Wir hatten es gut in der Stadt. Unsere Ferienwohnung lag im Zentrum, wir konnten alles mit der Metro oder zu Fuss erreichen. Und wir hatten das Glück bei einer deutschen Familie zu Gast sein zu können, die viele unserer Fragen beantworten konnte und uns noch weitere Tips gegeben hat. Danke noch mal dafür. Es war wunderbar bei euch.
Sankt Petersburg ist eine wirklich schöne, vielfältige, europäische Großstadt, die es sich lohnt zu besuchen. Und am besten als Individualtourist und nicht in einer Gruppe mit Fremdenführung und Schild vorneweg.
Auf Wiedersehen!
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