von Ost-Estland bis nach Tallinn

Das Wetter ist wunderbar und so sind wir heute ganz gemächlich immer weiter in den Norden und Westen nach Tallinn, der Hauptstadt von Estland, gefahren. Die Reise ging zunächst am Peipsi-See lang. Durch diesen fünftgrößten See Europas (der Bodensee ist nur der 25.) geht die Grenze zwischen Russland und Estland.

An seiner Westseite liegen viele kleine Fischerdörfer, hier wird gerne gebadet, denn der See ist wärmer als die Ostsee. Es haben sich hier zwei alte Kulturen erhalten. Die russischen Altgläubigen sind eine eigenständige religiöse und kulturelle Gemeinschaft, die sich schon im 17. Jh. von der russisch-orthododoxen Kirche abgespalten hat und wegen ihrer Überzeugung auch verfolgt wurde. Sie sprechen vorwiegend russisch. Hier lebt eine kleine Gemeinde und sie unterhält auch ein Museum. Vor der Tür sahen wir drei hölzerne überlebensgroße Figuren: Pope, Frau und Bär mit Fisch. Ganz anrührend werden in einem Ziegelhaus alte Dinge des täglichen Lebens ausgestellt und auf großen Plakaten auf estnisch, russisch und englisch Erläuterungen über die Altgläubigen geschrieben.

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In was sich die Altgläubigen genau von den Orthodoxen unterscheiden, kann ich nicht beschreiben. Über diese Gruppe und auch die ganze Gegend wird gesagt, dass sie den Zwiebeln eine besondere Kraft zuschreiben und sie in großen Mengen in ihre Mahlzeiten einbauen. In der Tat haben wir sehr sehr viele Zwiebelfelder gesehen. Die Zwiebeln werden auf langen Hügeln angebaut. Das habe ich so noch nie gesehen. Wofür das wohl gut ist?

Est Zwiebelanbau

In einem Dorf der Altgläubigen haben wir bei einem kleinen Stand mit regionalen Produkten angehalten. Die Frau verkauft „braunen Zucker“, das sind Sahnebonbons, wie sie auch in Deutschland manchmal selber gemacht werden, Kräuterteeblätter und eine Salbe, wie ich sie genauso von meiner Mutter kenne. Mutter nennt sie „Ringelblumensalbe“ und macht sie aus Blüten und Schmalz. Genau so hat diese Frau sie auch hergestellt. Und sie war genau so begeistert wie Mutter von ihrer guten Wirkung. So sehr unterscheiden die Kulturen sich dann doch nicht.

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Es gibt noch eine zweite Kultur, die sich auf dem Land an diesem großen See erhalten hat. Die Setu haben eine eigene Sprache, einen besonderen Gesang und sie pflegen ihre kulturellen Riten und Trachten. Wir haben diese Gruppe nicht besucht.

Der riesengroße See ist sehr beeindruckend, wirkt fast wie ein Meer, weil man das andere Ufer nicht sehen kann. Man weiß, dass dort Russland ist, aber das ist so fern wie Amerika am Atlantik.

Weiter ging es dann entlang des finnischen Meerbusen nach Westen in Richtung Tallinn. Die Dörfer unterwegs sahen ein wenig wie Bullerbü aus. Kleine Holzhäuseransammlungen mit schönen Gärten im Grünen. Nur die Blechdächer wirkten da etwas fehl am Platz.

est See

Nach der beschaulichen Überlandtour wirkt die Einfahrt nach Tallin wie eine kalte Wasserdusche. Plattenbauten, Industrie, neue Hochhäuser. Tallinn hat in den Außenbezirken so gar nichts Beschauliches. Es hat etwas unter 430.000 EW, liegt direkt an der Ostsee, am finnischen Meerbusen, gegenüber der finnischen Hauptstadt Helsinki, nur 80 Km von ihr entfernt. Mehr als 30 % der Einwohner sind Slawen. Wir haben gleich nach der Ankunft in einem Imbiss an der unserem Apartment gegenüberliegenden Seite sehr leckere gefüllte Hefeteilchen gegessen. Die Betreiber erklärten mir, dass das eben keine typische estnische Speisen sondern „slavische“ sei. Wir werden sicher noch besser verstehen lernen, was das bedeutet.

Unser erster Gang in die Altstadt war schon mal beeindruckend. Nach dem Ring von neuen und alten Hochhäusern

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ist die Altstadt wirklich alt. Offensichtlich hat der Krieg hier nicht so viel zerstört.

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Mittelalterliches (und Ritter und Burgfräulein, die in die Restaurantes locken und dort auch in Tracht bedienen), gothisches, alles wunderbar restauriert und voller Menschen. Es ist wieder mal ein intensiver touristischer Betrieb, wie wir ihn auch in allen anderen Hauptstädten (Prag, Danzig etc.) erlebten. „Folterknechte“, die mit dem Smartphone spielen, wirken da echt lustig.

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Erst jetzt um 23.30 Uhr wird es langsam dunkler. Die hellen Nächte um Mittsommer herum sind so nah und es ist so sommerlich warm. Keine Motivation ins Bett zu gehen.  Wir freuen uns auf 5 Tage in Tallinn.

 

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Mechthild Verfasst von:

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