Sonnentag in Tartu

nach dem Frühstück gingen wir los und besuchten als erstes den Markt am Fluss. Neben Kleidung gab es natürlich auch viel für den Kleingärtner (Tomaten-, Paprika- und Gurkenpflanzen, Kräuter etc.) und den Hausmann (Fisch, Gemüse und ganz viele Erdbeeren und Kirschen). Natürlich haben wir auch Erdbeeren gekauft und gleich angefangen, sie zu verzehren. Lecker! Gurken roh und sauer eingelegt gab es überall, und sie gehören zu den Spezialitäten, die wir schon in Polen, Litauen und Lettland genossen haben

Rettiche Fisch Markt 2

GurkenMARKT ERbsen

Auf Weg zum Markt noch ein paar Photos von der Stadt:

Flussturm Racheengel

Danach war es schon so warm, dass wir nicht den grossen Rundgang durch die Stadt fortsetzten, sondern uns ein Taxi besorgten und zum Estnischen Nationalmuseum bringen liessen. Dieses Eesti Rahva Muuseum ist fast nagelneu und erst im Oktober eingeweiht worden. Es befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen, einst größten osteuropäischen Militärflughafens der sowjetischen Luftstreitkräfte in Tartu. Seit dem Ende der russischen Besatzung hat sich auf dem rund 50 ha großen Areal kaum etwas verändert: Auf den Hügeln und Flächen zwischen den Flugzeugstellplätzen gedeihen Flora und Fauna ebenso gut wie in den verfallenden Gebäuden und geborstenen Asphaltpisten.

Der 355 m lange (!!) und 71 m breite Neubau liegt am Ende einer der beiden Landebahnen und wirkt aufgrund seiner Keilform wie eine gewaltige Startrampe, die in Richtung der Altstadt Tartus aus dem Boden kontinuierlich bis auf rund 15 m Höhe ansteigt. Man nähert sich dem Eingang, der wie ein Mund in einer gewaltigen weit aufgesperrten Höhle einen erwartet

Museumseingang

ist dann aber nicht in einer Höhle sondern in einer langen, lichtdurchfluteten, hellen und weiten Halle. Hier sind dann in „Inseln“ und „Räumen“ konkret und multimedial Informationen zur langen estnischen Geschichte und den Traditionen der normalen Bürger ausgestellt. Immer wieder ergeben sich neue überraschende Einblicke; wenn man z.B. durch einen spiralförmig hängenden schwarzen Schleier mit Photos von jungen und alten Menschen geht, ertönt jeweils ein Lied, und dann steht man in einem großen Raum, wo normale handwerkliche Tätigkeiten dargestellt werden auf kleinen ipad-ähnlichen Geräten.

Museum3 Museum1

Hier wird Brot gebacken, dort ein Holzhaus gebaut, dort eine kleine Holzschatulle hergestellt. Man kann alles von Anfang bis Ende anschauen, und wenn man dann nach hinten guckt, sieht man den Eingang in eine neue Abteilung mit herrlichen gewebten und bestickten Teppichen und Wandbildern.

Stickerei

und in der Abteilung „Trachten“ kann man einen Film ansehen, wie eine ältere Bäuerin demonstriert, wie sie ihre Alltags- und Feiertagskleidung anzieht

Museum2 Tracht anziehen

Man kann in diesem Museum Stunden verbringen. Die Schautafeln sind natürlich alle auf Estnisch, aber man bekommt bei der Kasse eine Chipkarte, und wenn man diese an ein bestimmtes Symbol hält, wird plötzlich der Text auf Englisch angezeigt. Estland rühmt sich ja auch zu Recht, in Bezug auf Digitalisierung außerordentlich innovativ zu sein: schon vor mehr als zehn Jahren wurde es ermöglicht, dass ein estnischer Bürger irgendwo auf der Welt bei Wahlen seine Stimme per Internet abgeben kann. Die Regierung arbeitet völlig papierlos, und seit dem Jahre 2000 hat jeder estnische Bürger das Recht auf kostenlosen Internetzugang! Muss man sich mal vorstellen…

Danach war Mittagspausenzeit angesagt und dann Fortsetzung des Stadtbummels, der uns auf den Domberg führte, wo alle möglichen Statuen von berühmten Wissenschaftlern, Poeten und Literaten in einem wunderschönen Park stehen. Zentral im Park steht eine Statue von Karl Ernst v. Baer,

Baer

der in Tartu studiert hatte, später in Königsberg war und berühmt ist wegen seiner Entdeckung der Eizelle bei den Säugetieren; er begründete die Embryologie. Tartu ist sehr stolz auf ihn, auch eine Strasse ist nach ihm benannt. In der Nachbarschaft steht das Psychologische Institut, in dem Emil Kraepelin, der weltberühmte Psychiater, während seine Dorpater Zeit auch arbeitete; von ihm gibt es aber keine Statue und eine Tafel mit Inschrift, die ich eigentlich suchte und mal im Internet gesehen hatte, fand ich nicht. Schade!

Auf dem Domberg gibt es eine Menge interessanter Dinge, und der Park ist bei solch einem warmen Tag eine Erholung. Wir sahen alte estnische Holzhäuser und

Holzhaus

das alte anatomische Theater (in dem jetzt aber eine Kunstschule ist):

Anatomie

Das größte Gebäude dort sind die Ruinen des alten Doms, dessen Bau in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Sie stand aber schon seit Jahrhunderten leer, wurde in diversen Kriegen weiter beschädigt und nicht mehr benutzt, bis sie Anfang des 19. Jahrhunderts teilweise zur Bibliothek der neuen Universität wurde, die Zar Alexander I. veranlaßte. Heute ist dort das Museum der Geschichte der Universität drin, das wir auch besuchten.

Dom Dom2

Im Museum gibt es für die Geschichte der Universität bedeutsame Darstellungen, auch den berühmten „weißen Saal“, wo alle möglichen wichtigen Vorträge stattgefunden haben, Forscher werden mit ihren für die Welt bedeutsamen Entdeckungen beschrieben, man kann selbst viel ausprobieren,

Morgensternsaal

studentisches Leben wird beschrieben auch wegen der historischen Bedeutung studentischer Aktivitäten für den Unabhängkeitsprozeß Estlands, und last not least gibt es auch eine „Kammer des verrückten Wissenschaftlers“.

Passend dazu beschlossen wir den Tag in einem Restaurant, wo es einmalige Köstlichkeiten gab wie „Herring mit Waffel“ und „Oktopus und Ochsenschwanz“. Wunderbar!

Oktopus

 

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