Die letzten beiden russischen Tage dieser Reise werden wir auf der 98 km langen kurischen Nehrung verbringen. Die Halbinsel kann in ihrer ganzen Länge mit dem Auto durchfahren werden. Der Grenzübergang liegt genau in der Mitte, denn Litauen und Russland teilen sich die schmale Zunge. Sie ist ökologisch so wertvoll, dass sie 2000 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Jeder zahlt sogar Eintritt in den Nationalpark. Im Russischen Teil 450 Rubel für Auto und zwei Personen und im Litauischen Teil werden wir auch noch mal unseren Beitrag abliefern.
Vor ein paar Jahren haben wir, Karl und ich mit einer Freundin, schon mal den Litauischen Teil angeschaut. Ich fand das damals ziemlich öde, nur Kiefernwälder und Straße und Kiefern mit vielen Kormoranen. Dieses Mal werden wir zwei Nächte auf der Nehrung schlafen und haben uns dazu den Ort ausgesucht, der an der schmalsten Stelle liegt. Bei Lesnoje ist die Nehrung nur 400 Meter breit. Vor dem alten Ort (seit dem 15. Jh. besiedelt)
zieht sich ein wunderbarer weißer Ostseestrand entlang, und Lesnoje ist der einzige Ort auf der Nehrung, der sowohl an der Ostsee als auch am Haff liegt. Am Meer haben wir dann mit armenischem Rotwein und gerösteten russischen Brotbrocken den Sonnenuntergang angeschaut.
Und vorher noch Maikäfer gesammelt. Maikäfer am Strand im Juni. Das hat uns doch sehr verwundert. Es gab gang viele, die an der Sand-Wassergrenze herumkrabbelten bzw. nicht mehr krabbeln konnten, weil schon tot. Wie kann das sei? Die Engerlinge werden doch nicht im Sand überwintert haben?!
Alles das trägt dazu bei, dass ich dieses Mal die Nehrung ganz wunderbar finde. Der Ort Lesnoje hat einen alten Teil mit kleinen Häuschen in großen Gärten und an den Rändern zwei- bis vierstöckige neuere Häuser mit Wohnungen für Gäste. Manche Häuser sind durch hohe Zäune abgeriegelt und überall wachen Kameras, manchen Gebäuden sieht man an, dass sie schon länger Bauruinen sind.
Zwei Restaurants haben schon geöffnet. Im Strandcafe gibt es guten Fisch für Karl und handgemachte Pelmeni für mich, das sind größere Tortellini in Brühe gekocht und gefüllt mit „was so da ist“.
Und das alles bei strahlender Sonne und mit Blick auf die Ostsee und den schönen Strand. Wunderbar. Vor dem zweiten Restaurant stehen russische alte Autos, wie ich sie noch nie gesehen haben. Liebe Brüder, kennt ihr die Marken?
Auf der Hinfahrt haben wir eine kurze Rast in dem Seebad Swetlogorsk (dem früheren Rauschen) in der Kaliningrader Oblast an der Steilküste der Ostsee kurz vor der Nehrung gemacht. Auch eine alte Stadt (1258), mit der Eisenbahn von Kaliningrad gut und schnell (und billig! für 20 Rubel!!) zu erreichen. Viele alte Häuser sind erhalten, neue Villen sind dazugekommen. Der tiefergelegene Strand und die Promenade des Kurortes sind durch eine Seilbahn verbunden. Natürlich haben wir die ausprobiert.
Der Strand an dieser Stelle ist sehr schmal und, verglichen mit den anderen Ostseestränden in der Nähe steinig und wenig attraktiv. 2012 zerstörte eine Sturm die Strandpromenade und auch den Strand.
Trotzdem ist Swetlogorsk das beliebteste russische Seebad in der Oblast geblieben.
Preussen, Ostpreussen
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