Zwillingsstädte

auf dem Weg nach Norden Richtung Ostsee und Russland besuchen wir kurz zwei von den sog. Zwillingsstädten. Damit sind die Orte gemeint, die vor dem letzten Krieg noch zusammenhängende Städte waren mit einem Fluß (Oder, Neiße). Nach dem Krieg durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz wurden die Flüsse zur neuen Staatsgrenze zwischen Polen und Deutschland, die Stadtteile auf der rechten Flussseite wurden polnisch, die auf der linken deutsch.

Die deutschen Bewohner wurden aus den östlichen Teilen vertrieben und dort wurden ebenfalls vertriebene bzw. entwurzelte Polen angesiedelt, die ihre Heimat im Osten räumen mußten, weil Russland fast die Hälfte des polnischen Staatsgebietes im Osten bekam. Hinzu kamen Rückkehrer aus den Lagern und auch viele Griechen, die nach dem Bürgerkrieg in Griechenland flüchten mußten.

Wir waren tatsächlich in Zgorzelec und Görlitz, aber nur relativ kurz. Es gab dort keine Unterkünfte mehr, weil sehr viele Touristen wohl das durch Himmelfahrt/Vatertag verlängerte Wochenende zum Ausflug nutzten und weil dann auch noch ein grenzüberschreitender Marathon stattfinden würde. Die Stadt war rappelvoll mit Touristen, aber nicht japanischen sondern deutschen.

Aber immerhin besuchten wir noch mal das Schlesische Museum in Görlitz, wo sehr anschaulich die Geschichte Schlesiens dargestellt wird; wir waren hier vor Jahren schon einmal und haben noch in Erinnerung, wie schrecklich diese aberwitzigen Entscheidungen der verantwortlichen Politiker für Zehntausende von Menschen sich auswirkten.

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Die Ausstellung besonders im aktuellen Teil, wo es um die Bemühungen geht, wieder die Gemeinsamkeiten in Erinnerung zu rufen und zu stärken, zeigt durchaus, dass es auch mehr als 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch schwierig ist, sich als europäische Bürger in einer Stadt mit langer gemeinsamer Geschichte zu begreifen. Für mich war da auch eine kleine Begebenheit an der Kasse erhellend: als ich fragte, ob ich auch mit Zloty bezahlen könne (davon hatte ich viel mehr als Euro), wurde mir lapidar entgegnet, das ginge nicht, wir seien ja in Deutschland! Ich war leider zu perplex, um angemessen reagieren zu können; im grenznahen Polen war es selbstverständlich an vielen Orten möglich, mit Euro zu zahlen.

Guben resp. Gubin schieden ebenfalls wg. Unterkunftsproblemen aus, so landeten wir nach längerer Fahrt in einem Hotel in Słubice, der früheren Gartenstadt bzw. Dammvorstadt von Frankfurt/Oder, und fuhren dann rasch vom Hotel aus in das kleine Zentrum von Słubice an der Oder und dann auch rüber nach Frankfurt. Beide Stadtteile sind erst einmal nicht besonders aufregend, in Słubice war in dem Teil, wo angeblich „das Leben tobt“, nichts los, in Frankfurt/Oder gab es beim ersten Durchschlendern ein paar sehr beeindruckende alte Kirchen und sehr breite Alleen, die wahrscheinlich erst nach dem Krieg und den Zerstörungen entstanden, auch moderne bunte Brunnen, aber das war’s dann auch.

Wenn auch die Orte nicht so reich an Attraktionen waren, so ist ihre Geschichte beeindruckend und beschäftigt uns. Und es ist vermutlich das einzige Mal, dass wir an einem Tag gleich mehrfach die gleiche Landesgrenze überqueren. Und es ist sicher auch einmalig, dass wir zwei Mal auf dieser Reise eben kurz mal nach Deutschland fahren.

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Nachsatz: schon in Görlitz und dann auch in Frankfurt merkte ich bei mir, dass ich unbedingt wieder ins Ausland will. Diese vielen lauten Deutschen, die immer herummeckern, die fehlende Selbstverständlichkeit des Internet-Zugangs und natürlich auch die hohen Preise! Morgen geht’s in Polen weiter

 

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Karl Verfasst von:

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