von Schemnitz nach Kaschau

gleich vornweg: viele der Städte, durch die wir in der Slowakei fahren, haben auch deutsche Namen, und im Osten und Süden oft auch ungarische. Banská Štiavnica hieß früher Schemnitz, und Kaschau ist der alte deutsche Name für Košice, wohin wir heute fahren. Man muss sich dabei immer vor Augen halten, dass die Tschechoslowakei nach dem ersten Weltkrieg aus zwei Teilen künstlich gebildet worden ist: Tschechien kam aus dem österreichischen Teil der untergegangenen Habsburger Monarchie und die Slowakei aus dem ungarischen!

Nach dem Frühstück besuchen wir aber noch das große Museum neben unserer Pension, den Kammerhof, den wir gestern verpaßt hatten, weil um 16.00 Uhr schon geschlossen. Der gestrige unterirdische Gang in den Stollen Glanzenberg hat uns so fasziniert, dass wir noch mehr über die Geschichte des Bergbaues in Schemnitz erfahren wollten. Der Kammerhof  (heißt wirklich so) war früher der Ort, wo alle wichtigen Fragen geregelt wurden, die mit dem Erschließen neuer Abbaugebiete, der Gewinnung von Erzen, der Ausbildung der Ingenieure, der Messung und Untersuchung der Gesteine in Zusammenhang standen. Ein sehr großes Gebäude umfaßt jetzt das Museum mit seinen verschiedenen Abteilungen, für die man schon etwas Zeit braucht und auch gern einsetzt, denn die Expositionen sind sehr gut angelegt und informativ. Wieder gab es mehrere Seiten deutscher Information (wenn auch oft holprig à la Google oder Babylon übersetzt). Wenn wir noch etwas mehr Ahnung hätten von Technik, Mathematik, Geodätik, hätten wir noch mehr profitiert.

Bergleute2 Gold

Dann sind wir aber doch sehr zufrieden und beeindruckt losgefahren mit dem Ziel, jetzt in den Osten der Slowakei zu kommen. Diesmal war die Tagesstrecke länger als sonst (über 200km), aber weil die Straße in sehr gutem Zustand war, immer wieder auch Autobahnabschnitte eingeschaltet waren, die schon fertig waren, und weil wenig Laster unterwegs waren, ließ sich das gut schaffen.

Einen Stop machten wir in Krásnohorské Podhradie, einem kleinen Ort östlich von Rožňava. Hier gibt es in einem kleinen Park ein wunderschönes Mausoleum, das im Jugendstil etwa um 1903 von dem damaligen Fürsten Dionýz Andrássy als Familiengruft für sich und seine Ehefrau Františka erbaut wurde. Dazu gehört natürlich eine bewegende Geschichte: die Ehefrau war nicht aus dem Fürstenstand sondern eine tschechische Opernsängerin und durfte deswegen nicht in der eigentlichen Gruft der fürstlichen Familie bestattet werden. Beim Bau des Mausoleums wurden edelste Materialien verwandt, Marmorarten aus allen Teilen der Welt (Afrika, Ungarn, Schweiz, Italien u.v.m.) verbaut, die beiden Toten liegen in Sarkophagen aus Carrara-Marmor, und alles war zu Beginn geschmückt mit Gold und Edelsteinen im Wert von Millionen Goldkronen (sagt der Reiseführer, der das Ganze auch als slowakisches Taj Mahal bezeichnet).

Mausoleum Mausoleum2 Marmor Mausoleum3 Mausoleum6

Die ganzen Edelsteine wurden übrigens in den ersten Jahren nach der Grablegung geklaut, und meine persönliche Überzeugung ist, dass die anderen adligen Familienmitglieder, die ja gegen die Heirat waren, die Steine entwendet haben oder haben entwenden lassen, damit nicht ihr ganzer Erbteil vergeudet war. Diese Idee ist aber (noch) nicht wissenschaftlich überprüft worden.

Jedenfalls ist es ein wunderschönes Gebäude mit staunenswerter Innenarchitektur, und wenn man nicht gerade aus Prinzip gegen Jugendstil ist und diesen kitschig findet, kann man nur staunen. Der Fürst und die Sängerin müssen sich sehr geliebt haben (und ihren Hund übrigens auch, denn der hat auch ein Denkmal hinter dem Mausoleum bekommen mit der Inschrift „unserem Tascherl“ und „Treue um Treue“)

MausoleumHund

 

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Karl Verfasst von:

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