sagte Karl und so sind wir einen weiteren Tag in Košice geblieben, weil es uns so gut gefallen hat. Ursprünglich hatte ich gesagt: keine alten Kirchen mehr, keine großen Städte und keine Museen, lieber Natur, kleines Dorf usw.
Bei schönem Wetter sah Košice ganz verheißungsvoll aus, eine Romakapelle spielte in der Fußgängerstraße schwungvolle Musik
und unsere mittelpreisige Pension hatte uns ein großes Zimmer mit sehr bequemem Bett reserviert.
Košice ist die zweitgrößte Stadt (240.000) in der Slowakei und sie liegt ziemlich weit im Osten. 2013 war sie gemeinsam mit Marseille europäische Kulturhauptstadt. Viele Gebäude sind wohl auch in dem Zusammenhang renoviert worden. Um richtig chic zu werden, sollte aber noch weiteres Geld ausgegeben werden. Kleine Gässchen verbinden die Staßen in der Altstadt.
Wuppertal ist übrigens die Partnerstadt und hat seine Spuren an verschiedenen Stellen hinterlassen.
Der größte Dom des Landes ist die Elisabethkirche. Die heilige Elisabeth von Thüringen begegnet uns auch immer wieder. Nur 24 Jahre alt geworden und in der Elisabethkirche in Marburg begraben, wird sie auch in der Slowakei sehr verehrt. Ihre Kirche hier ist ein mächtiger gothischer Dom von 1345 bis 1508 erbaut und innen und außen reich verziert. Es ist eine der Kirchen auf unserer Reise, die offensichtlich nicht nur Touristenbesichtigungsort sondern Mittelpunkt einer lebendigen Gemeinde sind. Gleichwohl gibt es interessante Besonderheiten. Eine gothische doppelläufige Wendeltreppe führt in die Königsloge.
Vom regionalen ostslowakischen Museum hatten wir uns mehr versprochen. Alte Möbel, religiöse Bilder und Statuen, regionale Handwerkskunst, Darstellungen dörflichen Lebens und eine große Abteilung zur Naturkunde. Alles war etwas altertümlich präsentiert und die besonderen Aspekte der Ostslowakei wurden nicht sichtbar, wohl aber der große Mangel an Geld. Wie auf dieser Reise überall, wurden wir nach dem Bezahlen des Eintritts persönlich in die Ausstellungräume begleitet und es gab eine knappe Einführung, wo wir was sehen würden. Dieses Mal gab es keine laminierten Blätter in unserer Sprache und die Einführung fand ohne Worte statt. Verständlich war sie aber dennoch.
Ich habe am Nachmittag den besten Möhrenkuchen bisher überhaupt gegessen. Die Nutellateilchen am Vormittag waren nicht ganz so gut.
Die Sensation war aber sicher die ganz modern präsentierte und hochgesicherte Schatzkammer. 2920 Goldmünzen und eine lange schwere Gold-Kette wurden 1935 beim Umbau eines Hauses von Handwerkern gefunden. Der Schatz hat als Ganzes versteckt die Zeit des zweiten Weltkriegs überstanden und ist jetzt in einem Tresor wunderbar präsentiert. Wer da das Gold versteckt hat ist ganz unklar. Die Münzen stammen aus vielen europäischen Ländern aus der Zeit des 15.-17. Jahrhunderts, und aus den Münzdaten kann man schließen, dass die Sammlung etwa im Jahre 1680 eingemauert wurde.
Wir haben eine Goldmünze besichtigt die aus Bielefeld stammt und für den Graf von Ravensberg geprägt wurde.
Bei dem schönen, morgens etwas kalten Wetter sind wir gerne auf dem langgestreckten Marktplatz herumgewandert. Da gibt es neben anderem einen Musikbrunnen. Von 9.00 Uhr bis 21.30 Uhr wird ununterbrochen zu den Wasserspielen klassische Musik und Volksweisen gespielt, ob das Wasser im Takt der Musik sprudelt, konnte ich nicht erkennen.
Košice hat eine große Romagemeinde (6000) der es in der Vergangenheit unter den verschiedenen gesellschaftlichen Systemen mal besser und mal schlechter ergangen ist. In der Stadt sieht man hin und wieder Mülleimerspicker und Bettler. Es gibt einen Stadtteil District 9/Luník IX, der sich sich zu einem reinen Romaghetto entwickelt hat. Die Roma wurden schon in kommunistischen Zeiten in diesen Plattenbauten „gesammelt“, und nach verschiedenen Berichten hat sich die Siedlung schnell zum sozialen Brennpunkt entwickelt.
Zur Zeit gibt es verschiedene Initiativen zur Verbesserung der Lage dieser gesellschaftlichen Randgruppe. Ich kann nicht beurteilen, wie erfolgreich das ist. Besonders bemerkenswert ist sicher das eigene international anerkannte Romatheater. Wir hatten leider keine Gelegenheit dort ein Stück anzuschauen. Spielpause.
Wir sind aber ins Stadttheater gegangen und haben Alcina, eine Oper von Händel gesehen. Bielefelderinnen verbinden mit Alcina ja im Prinzip eine Kosmetikmarke, Alcina ist hier aber eine Zauberin, der es am Ende schlecht ergeht, denn ihr Zauberreich bricht zusammen. Das Stadttheater zeigt alte Habsburger Pracht mit viel Gold und Schnörkeln. Wir kannten den Inhalt der Oper nicht, es wurde Italienisch mit starkem Akzent gesungen, und es gab slowakische Obertitel, was dss ganze nicht einfacher machte. Wir versuchten bis ganz zum Schluss und später noch beim Wein herauszufinden, wer von den Sängerinnen denn nun Alcina war. Ein nettes Erlebnis.
Heute geht es weiter, in den Osten, in den Norden? Ganz entschieden sind wir noch nicht.
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