durch Kaschubien nach Danzig

von Łeba aus wäre es sicher schneller nach Danzig gegangen, aber ich hatte mir ja vorgenommen, einen Abstecher in das kleine kaschubische Dorf Gross Konarschin zu machen, in dem 1867 mein Urgroßvater mütterlicherseits geboren wurde. Das Dorf heißt jetzt Konarzyny, und nach längerer Fahrt durch die schöne leicht hügelige, wald- und seenreiche Landschaft haben wir es tatsächlich auch erreicht. Ich wußte aus den Reiseführern, dass die Gegend westlich und südwestlich von Danzig auch Kaschubien heißt, weil hier seit dem 13. Jahrhundert die westslawische Volksgruppe der Kaschuben lebte und noch lebt, die sich offensichtlich sowohl mit den Polen als auch Deutschen vermischte, aber in der Sprache und in verschiedenen Gebräuchen (Essen, Kleidung, Feste) ihre Besonderheit bewahrt.

Ich weiß sonst noch nicht viel hierüber, werde mich da aber schlau machen. Das Heimatdorf meines Vorfahren gehört sicher noch zu Kaschubien und heißt in dieser Sprache Kònarzënë. In der Gegen gibt es zahlreiche Dörfer, in denen noch kaschubisch gesprochen und verstanden wird, die Ortsschilder sind hier oft zweisprachig (oben polnisch, unten kaschubisch). Günter Grass hatte kaschubische Vorfahren und Oskar Matzerath aus der Blechtrommel wurde ja auf einem kaschubischen Kartoffelacker gezeugt. Mechthild wiederum fiel aus ihrer Kindheit sofort ein Gedicht von Werner Bergengruen ein („Kaschubisches Weihnachten“) mit dem Anfang „Wärst du Kindchen im Kaschubenlande wärst du Kindchen doch bei uns geboren…“.

Mein Urgroßvater hat ja nun einen eindeutig deutschen Namen gehabt (Heinrich und Friedrich und Höpner), aber wer weiß, vielleicht bin ich auch tatsächlich 1/8 Kaschube (ich weiß ja schon aus meiner amateurhaften Ahnenforschung, dass ich 1/4 Ostfriese bin von Seiten des Großvaters mütterlicherseits).

Im Dorf gingen wir dann mal in das Rathaus und fragten nach dem Verbleib alter Unterlagen, und wir sind sehr freundlich und hilfsbereit empfangen und beraten worden. Die Empfangsdame rief gleich ihre Kollegin, die das Archiv betreut, weil diese auch ganz passabel Englisch sprach. Sie informierte sich, telefonierte, rief den Pastor an, schaute in bei ihr vorhandenen Akten nach, alles ganz wunderbar. Resultat allerdings: in Kònarzënë gibt es keine standesamtlichen und/oder kirchlichen Unterlagen aus der Zeit vor 1860, die liegen alle im Archiv in Słupsk (früher Stolpe). Adresse und E-Mail-Adresse habe ich.

Das ist das Archivum Paristwowe w Słupsku, ul. Lutosiawskiego 17, 76-200 Słupsk. Tel +48 59 842 54 13. E-Mail.Adresse: slupsk@koszalin.ap.gov.pl. Liebe Schwester Anne, vielleicht kann ja deine polnische Freundin, die genealogisch interessiert ist, dort mal anfragen, ob es a) Unterlagen vor 1870 aus Gross Konarcyn im dortigen Archiv gibt und ob b) ess Möglichkeitngibt, an diese Daten heranzukommen ohne lange Dienstreise. Überleg das doch mal!

Über die Truppe, in der Julius eingesetzt war, habe ich lediglich herausbekommen, dass die wohl in Russland eingesetzt ware. Insgesamt ein von den neuen Daten her zwar mageres Resultat, aber von den menschlichen Kontakten und Eindrücken her sehr positiv! Auf dem Friedhof waren wir übrigens auch noch, aber hier gibt es Gräber erst ab 1950. Wo die alten sind, weiß ich nicht (eingeebnet?).

Ein paar kleine Ergbnisse gab es aber doch. In enem Gemeindearchiv ist notiert, dass ein Julus Höppner im Ersten Weltkrieg am 25.5.1917 als Mitglied des Infanterieregiments 341 der 10. Kompanie irgendwo gefallen ist; der Ort des Todes oder des Grabes ist nicht bekannt. Auch wenn sich Julius mit 2 pp schrieb, könnte er doch mit Heinrich Friedrich bekannt gewesen sei (vielleicht sogar ein jüngerer Bruder?!).

Danach wieder Richtung Nordosten bis Danzig, Ankunft gegen 17.00 Uhr in tollem, ganz zentralem Appartment, freundlich empfangen von Adam und erster Bummel am Wasser beim Krantor. Erster Eindruck: so viele interessante Details, so viele spannende Eindrück, das kann man ja gar nicht in kurzer Zeit begreifen. Aber immerhin haben wir ja bis Sonntag Zeit.

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