nachdem Mechthild gestern so herausgehoben hat, dass sie lange nicht so einfach von einem Land ins nächste gewechselt sei, kam heute das Kontrastprogramm. Es war eigentlich nicht als solches gedacht, aber entwickelte sich so. Vorher möchte ich aber noch ergänzen, dass der Übergang von der Slowakei nach Polen in der Tatra zwar problemlos war, dass aber der Unterschied zwischen den beiden Staaten zumindest im Grenzbereich doch enorm war. Wir kamen ja gleich nach Bukowina Tatrzańska, einem offensichtlich beliebten Wintersportort, und die ganze Gegend war völlig touristisch verändert, ein Souvenirladen neben dem nächsten, an den Landstrassen ein riesiges Werbeplakat nach dem nächsten, also die Gegend war für mich völlig verschandelt, und das gab es in der Slowakei nicht (oder allenfalls in Ansätzen erkennbar).
Nun denn, jetzt also von Rzeszów aus nach Zamość mehr im Norden. Ich liebe ja solche kleinen Abstecher und Umwege durch andere Länder, hatten wir ja schon auf dem 3-Länder-Trip zwischen Bulgarien, Griechenland und Mazedonien. Nach der Karte sah das simpel aus, kurz mal in die Ukraine, mal gucken, wie es dort aussieht, dann wieder zurück nach Polen. Auf der hervorragenden Autobahn also nach Osten, Grenzübergang bei Korczowa, alles kein Problem, kurzer Blick in das Auto und in den Kofferraum, weiterfahren. Erster Eindruck: weit, flach, viel Natur, ärmer. Die Gänse waren wohl noch sozialistisch erzogen, mehrere alte betreuten einen ganzen Schwung junge Tiere. Kommune? Kindergarten?
Nach wenigen Kilometern von der Strasse nach Ľviv, bekannt auch als Lemberg, auf die Strasse, die laut Karte parallel zur Grenze Richtung Norden zum nächsten Grenzübergang führen sollte. Aber: schon im Ort Javoriv, wo wir abzweigten, fingen die Probleme an, die Hauptstrasse wurde gerade neu gemacht, Umleitung über Seitenstrassen mit einem Schlagloch nach dem anderen. Nach dem Ort schien es besser zu werden, aber es schien nur so. Die ganze Strecke bis zum nächsten Grenzübergang in ziemlich schlimmen Zustand, sehr viele auch tiefe Schlaglöcher, wenig Verkehr, so dass die arme Mechthild, die heute mit Fahren dran war, manchmal auch auf der linken Strassenseite fahren konnte, wo es nicht so schlimm aussah. Ich habe ihr sicher mit meinen Hinweisen auf neue Schlaglöcher auch das Leben schwer gemacht, sorry!
Zweiter Eindruck von der Ukraine: deutlich mehr Armut, öffentliche Strassen und private Häuser oft in miserablem Zustand, wieder Trecker und Pferdefuhrwerke auf dem Land unterwegs wie auf dem Balkan, gleichzeitig immer wieder regelrecht protzige Zäune und Umrandungen von einzelnen privaten Grundstücken mit Mauern und Schmiedeeisen-Geländern sowie prachtvolle Kirchen mit goldenen und silbernen Dächern.
Dann doch wieder an der Grenze bei Rawa-Ruska bzw. Hrebenne, und jetzt wurde es schwierig. Lange, ganz lange LKW-Schlangen auf der einen Seite, lange, ganz lange PKW-Schlangen auf der linken Seite, viele Fahrer ausgestiegen, schwätzten am Strassenrand. Wir fuhren dann einfach an der einen Schlange vorbei nach dem Motto „wir Ausländer, nix verstehen“, und mogelten uns nach vorn. Dort aber auch Wartezeit, bis man eine Nummer bekam. Neue Wartezeit bis zur Autokontrolle, neue Wartezeit bis zur Passabfertigung usw. usw. Bis wir mit allem durch waren, hat es sicher zwei Stunden gedauert (und wie gesagt, wir haben uns vorgedrängelt!!). Die LKW-Fahrer mußten sicher 4-5 Stunden warten, bis sie dran waren.
Der Übergang von der Ukraine nach Polen (und wie wir nach dem Passieren der Grenze sehen konnten, auch von Polen in die Ukraine), also das Überqueren der Schengen-Grenze, ist unglaublich zeitaufwendig und stressig. Wer immer das machen will, soll sich vorher über die Wartezeiten informieren (dafür gibt es eine Internetseite!) und auf jeden Fall die Europäische Union loben wegen der Freiheiten im Reisen und Kommunizieren, die wir im Schengenraum genießen.
Dann landeten wir doch noch in Zamość über perfekte Strassen ohne jedes Schlagloch (dafür mit ständigen Geschwindigkeitsbegrenzungen und Radarkontrollen) und fanden unser schönes Hotel direkt am zentralen Marktplatz, auf den wir sofort für den ersten Kaffee gingen.
Schon beim ersten Gang durch die Arkaden entdeckte ich dieses Hinweisschild auf das Geburtshaus von Rosa Luxemburg, allerdings ist sie laut offzieller Homepage der Stadt gar nicht diesem Haus sondern ein paar Strassen weiter geboren und aufgewachsen. Bei der Kathedrale findet sich aber auch die Erinnerungstafel an deutsche Verbrechen im letzten Krieg.
Abends wurde dann aus dem Kaffee auch ein Bier, wobei ich eine neue Bemessungsform lernte: das linke Glas zählt als 0.3 l und das rechte als 0.5 l; so spart man auch Gläser.
Morgen mehr über diese sinteressante chöne Stadt.
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