heute großes Touristenprogramm. Über die most Legii auf das linke Moldauufer, das Wetter verlockt schon einzelne zu Wasserspielen.
Auf zur Standseilbahn, die uns hoch auf den Laurenziberg (Petřín) bringen soll: erste Schlange, warten. Es geht allerdings relativ fix, die Seilbahngondeln sind groß, fassen sicher 50 Leute. Oben Spaziergang durch den Park, wo es blüht und grünt.
Ziel war die Bibliothek im Kloster Strahov, die ich schon mal vor ca. 20 Jahren besuchen konnte, weil ich auf einem psychiatriegeschichtlichen Kongreß in Strahov war. Heute erst einmal wieder warten, weil sie gerade geschlossen worden war (Mittagspause), dann kleine Schlange. In der Bibliothek kann man nur einen Blick werfen in den Historischen und in den Philosophischen Saal auf die proppenvollen Regale und eine Idee davon kriegen, dass eine gewaltige Wissensmenge dort konzentriert ist.
Aber spielt das heute noch eine Rolle? Sind die vielen Bücher im Laufe der Jahrhunderte wirklich mal genutzt worden? Heute stehen sie nur da, sehen wunderbar aus, aber eine Rolle spielen sie in den Zeiten des Internet und von Google nicht mehr. Ehrfürchtig und staunend habe ich aber schon vor eine Vitrine gestanden mit einem Codex aus dem 9. Jahrhundert. Anders als bei meinem damaligen Kongreß kamen wir jetzt nicht in die Säle hinein, dazu müßte man sich extra vorher anmelden. Und nebenbei: welcher Film wurde hier teilweise gedreht? Na? Casino Royale mit Daniel Craig!
Von Strahov aus schlenderten wir zum Komplex der Prager Burg, dem Hradschin, vorbei an verschiedenen alten Palästen von Habsburger Adligen, jetzt entweder Regierungsgebäude oder Museen. Vor der Burg gerade Wechsel der Wache: sieht genauso archaisch und lächerlich aus wie bei allen dieser Wachwechsel, und die armen Soldaten, die dann jeweils 1 Std. bewegungslos vor ihrem Häuschen stehen müssen, tun mir eher leid.
Auf den Gang auf das Burggelände verzichten wir, denn es gibt schon eine lange Schlange!
Dann bergabwärts durch die Prager Kleinseite (tschechisch: Malá Strana). Fast nur noch touristisch, Souvenirladen neben Souvenirladen, Restaurant neben Restaurant alle mit dem nahezu identischen Angebot, Cafes und Galerien. Früher gab es hier wohl vielen kleine Krämer- und Handwerkerläden, aber die sind weg. Ein Antiquariat wirkte daneben fast deplatziert, und der Antiquar hinter seinem kleinen Schreibtisch war recht verbittert und zynisch.
Wider Erwarten habe ich Mechthild dann doch über die Karlsbrücke gekriegt, die sie erst wegen des Menschenandrangs meiden wollte. Ich konnte ihr versichern, dass das Gedränge im Hochsommer noch viel viel stärker sei. Unsere Wetten, wie viele Maler und Zeichner wohl ihren Stand auf der Brücke aufgeschlagen hätten, haben wir beide verloren: es waren weder 2 (Mechthild) noch 5 (ich) sondern mindestens 20 alle mit den gleichen Karikaturen oder Aquarellen. Die Gnom-Figur neben der alten Wassermühle ist sicher auch schon lange genervt von dem Trubel
Nach der nachmittäglichen Pause, die unseren müden Füßen gut tat, gingen wir abends in die Obecní dům (Stadthalle), wo es im Smetana-Saal die 3. Symphonie von Gustav Mahler gab, ein gewaltiges Werk (fast 2 Std.!) mit Riesenorchester und hundert Sängern. Sehr gute Aufführung im imposanten Saal dieses Art-nouveau-Gebäudes, wo man die Habsburger Monarchie noch zu spüren meinte.
Es war spät, wir mußte was essen, also Kontrastprogramm im U Suda, der ältesten Brauerei mit angeschlossener Gaststätte in Prag. Riesentrubel, laut, Unmengen von Bier wurden besonders von immer lauter singenden jungen Leute getrunken, aber es war nicht beunruhigend oder bedrohlich. Unser Olmützer Quargel und die in Bier gekochten Bratwürste und der Prager Schinken waren hervorragend! Ein guter Tagesausklang
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