Das Josefov in Prag, die jüdische Viertel ist bekannt und fast so überlaufen wie die Karlsbrücke.
Nur die Synagogen kommen noch aus der Zeit, in der die Juden nur in ihrem seperaten Getto siedeln durften. 1796 wurde dieses Gesetz von Kaiser Josef II aufgehoben und so erhielt das Viertel seinen Namen. Die wohlhabenderen Juden zogen in bessere Gegenden und Josefov verkam zum Wohnort für Arme. Drangvolle Enge und erhebliche hygienische Probleme führten gegen 1890 zum Abriss der alten kleinen Häuser.
Nur der Friedhof und die Synagogen blieben erhalten. Prachtvolle, hohe Jugendstilgebäude entstanden auf dem Boden des ehemaligen Judenviertels. Die Synagogen und der alte Friedhof sind jetzt gemeinsam das jüdische Museum und ein absoluter Besuchermagnet. Gezeigt werden die Geschichte der Juden, ihre Riten und Regeln, religiöse Gegenstände, kostbare Teppiche und Tücher. Der uralte Friedhof mit seinen tausenden von Grabsteinen auf engstem Raum und dem Wissen, dass hier die Toten vielfach übereinander gestapelt begraben wurden, ist für uns besonders interessant gewesen. Heute ist die jüdische Gemeinde verhältnismäßig klein, ca. 3000 angemeldete Mitglieder sollen es sein. Vermutlich sind es aber wesentlich mehr, denn in der Zeit des Kommunismus waren Juden diskriminiert und haben sich keiner Gemeinde angeschlossen.
Unser Besuch im Josefov diente der Verbereitung auf den Nachmittag. Da hatten wir ein Führung nach Terezin, Theresienstadt gebucht. Dort wurde von Josef II 1780 bis 1790 eine große Festung mit umfangreichen unterirdischen Gängen aus Ziegelsteinen errichtet. Als militärische Festung war sie allerdings nie gefordert und nie belagert.
Das Gefängnis dort galt als besonders sicher und dort waren im Laufe der Zeit mehrere berühmte Gefangene eingeschlossen. Wir konnten bei unserem Besuch eine serbische Delegation mit uniformierten Soldaten sehen, die gekommen war, um des 99. Todestages von Gavrilo Princip, dem Attentäter von Sarajevo auf den östereichisch-ungarischen Thronfolger und seine Frau von 28. Juni 1914, zu gedenken. Dieser war nämlich in Terezin bis 1916 inhaftiert in Zelle 1 (die war auch sahen). In Serbien ist Princip immer noch ein Nationalheld!
Eigentlich steht Terezin aber natürlich für das Konzentrationslager der Nazis von 1940 – 1945. Mehr als 150.000 Menschen sind im Lager für kurze oder längere Zeit interniert worden. 33.000 Menschen starben im Lager selber, 88.000 Menschen wurden in andere Lager weitertransportiert. Das KZ war zunächst als Sammel- und Durchgangslager für das Protektorat Böhmen und Mähren gedacht. Später wurde es auch Durchgangslager für Juden aus ganz Europa. Im Lager selber gab es bis auf einen kleinen Richtplatz keine Tötungseinrichtungen, keine Gaskammern. Die unmenschliche Behandlung durch die Wärter, die verheerenden hygienischen Verhältnisse und die katastrophale Ernährung hatten aber hohe Todesraten zur Folge. Es gab deshalb auch ein Krematorium mit 6 Öfen.
All das haben wir uns angeschaut und sind ganz still geworden. Eine fürchterliche Zeit und schreckliche Verbrechen, an die hier erinnert wird. Jedes KZ hat seine eigene Geschichte. Hier wird viel über die Kinder und ihr Leben im Vernichtungslager erzählt. Ein anderes Thema ist sehr spezifisch für Theresienstadt. Die Propaganda der Nazis verkaufte Theresienstadt als Kurort für Juden und drehte auch einen entsprechenden „Dokumentar-“ film den wir sehen konnten. Die Situation des KZ ist gut dokumentiert und auch online abzurufen.
Die junge Führererin war außerordentlich freundlich und informiert. Im KZ selber kam dann noch ein lokaler Guide dazu. Wir haben die 5 stündige, englischsprachige Führung von „Prague Tour all inclusive“ in unserm Hotel gebucht, wurden dort abgeholt, waren sehr zufrieden damit und können das sehr empfehlen. Außer uns kamen noch 2 niederländische Ehepaare mit.
Wenn ich Ihre Beitraege lese, habe ich das Eindruck, dass ich mit Ihnen zusammen reise.
Schoene Gruesse aus Warszawa.
Vor 30 Jahren ging meine Abi-Abschlussfahrt nach Prag. Das Bier war billig und das Straßenbahnfahren ein Abenteuer. Alles andere war vergessen! Ja, und nun sehe ich die Bilder des jüdischen Friedhofes und die Erinnerung kommt zurück. Leider war ich damals zu jung, um mich auf Prag einzulassen.
LG Martina
PS: Ich mag eure Reisebericht total gerne. Man hat das Gefühl, man ist dabei.