um die Bucht von Kotor

heute machen wir eine Fahrt um die Bucht von Kotor bzw. um Teile davon, denn das ist schon eine ganz schöne Strecke, und die Bucht von Kotor besteht eigentlich aus mehreren Buchten. Wir hatten vor, bis kurz vor die Grenze zu Kroatien zu fahren und dann umzukehren. Recht bald entfernten wir uns von der größeren schnellen Strasse und blieben dem Wasser nah. Alle Orte an dieser Küste haben eine teils bewegte Geschichte.

Dobrota5

Dobrota beispielsweise war eine alte Seefahrerstadt mit einem Höhepunkt im 15. Jahrhundert, als mehr als einhundert Segelschiffe hier lagen, und im 18. Jahrhundert wurde hier sogar die erste Versicherungsgesellschaft für die Seefahrt an der Adria gegründet. Natürlich wurde durch den Handel auch eine Menge Reichtum in den Ort gebracht, und alte Seefahrervillen sind noch zu sehen. Als die Dampfschiffe kamen, war dann aber die Goldene Zeit der Segelschiffe vorbei. Der nächste Ort – Gornij Orahovac – wurde von der abziehenden deutschen Wehrmacht gegen Kriegsende vernichtet.

Dobrota Dobrota3

Längere Rast machten wir in Petrast, dem nächsten Städtchen, das sogar komplett unter Denkmalschutz steht. Hier war dann auch gleich viel los, ich sah Busse aus Kroatien (liegt ja auch nicht weit weg), aber auch einen aus Spanien! Ein reizender Ort, trotz der vielen schaulustigen Touristen nicht laut, dicht am Wasser entlangzugehen war toll, zumal entgegen aller Prognosen die Sonne schien. Bei einem Kaffee bekamen wir grüne und rote Ostereier geschenkt, denn in der orthodoxen Kirche gibt es drei Osterfeiertage (Sonntag bis Dienstag).

Perast Perast2 Perast3 Perast4Perast OsternVerige

Perast war durch seine Lage an der Meerenge von Verige von hoher strategischer Bedeutung, und Türken und Venezianer stritten um ihn. Letztere behielten die Oberhand und sorgten durch ihren Handel für Reichtum in Perast. Manche alte Villen am Meer und an der Strandpromenade harrten noch der Restaurierung, und die Vorstellung, mich hier niederzulassen, war sehr verlockend. Beim Gang durch Perast haben wir auch gemerkt, dass wir hier sicher gute Übernachtungsmöglichkeiten gefunden hätten, wenn wir einfach ungeplant und ohne Buchung mal nachgefragt hätten.

Von Perast aus hat man einen sehr schönen Blick auf das Wasser und die beiden Inseln Sveti Đorđe (deutsch: Heiliger Georg) und Gospa od Škrpjela (deutsch: Maria vom Felsen). Die deutsche Wehrmacht hat auch diese Kirchen bombardiert, jetzt, nach dem Wiederaufbau,  sind beide Weltkulturerbe der UNESCO. Die erste hatte lange Zeit eine Benediktinerabtei, ist aber jetzt dem Publikum verschlossen, weil wohl Einsturzgefahr besteht. Die zweite Insel entstand durch künstliche Aufschüttung, und noch heute feiern die Bewohner der Festlandsgemeinden am 22. Juli ein Fest und werfen Steine an die Insel, um sie zu vergrößern. Zu dieser Insel gibt es einen sehr lebhaften Fährverkehr, zahlreiche Boote bringen einen in wenigen Minuten dorthin (5 € pro Fahrt) und holen einen nach Anruf des Inhabers des Souvenirshops beim Schiffer wieder ab.

Georg Felsen

Von der Küste aus konnten wir zwischen den Inseln an der anderen Seite auch diese große Anlage sehen: es handelt sich um Neubauten von Appartments, die auf Käufer warten, die aber wohl nicht kommen. Die Anlage sieht mehr aus wie einer der vielen Investitionsruinen, die man in vielen Ländern sehen kann.

Ruinenappartments

Der nächste Ort an der Küste dieser Bucht ist Risan. Hier sind archäologisch bedeutsame Funde schon aus der Zeit der Illyrer gemacht worden sowie auch eine Villa aus der römischen Zeit, in der der Ort Risinium hieß. Deren Böden enthielten großartige Mosaike aus dem 2. Jahrhundert, von denen das bekannteste das des Gottes Hypnos ist. Die Böden der Zimmer der Villa sind in einer Halle frei zugänglich und sichtbar, man kann auf Steinwällen zwischen ihnen umherspazieren und sie geometrischen Muster und Pflanzen anschauen. Das Mosaik mit Hypnos befindet sich natürlich im Schlafzimmer.

 

Mosaik Mosaik2 Hypnos

Bei der Weiterfahrt um die Buchten herum konnte man an vielen Orten auch Zuchtanlagen für Fische (vorwiegend wohl Doraden) und Muscheln sehen. Wir hatten schon einmal in Kotor Muscheln probiert und sie sehr lecker gefunden, aber unser Versuch, jetzt noch einmal für eine Mittagsmahlzeit ein nettes Restaurant am Meer zu finden, scheiterte, weil die Ortschaften auf der weiteren Route immer unansehnlicher wurden. Ab Kamenari wurde die Strasse dann auch immer mehr zur Hauptverkehrsstrecke von und nach Herzeg Novi resp. Kroatien, denn von Kamenari gehen ständig Autofähren nach Lepetane auf der anderen Seite und zurück. In Bijela sahen die alten Werftanlagen sehr nach Verfall aus.

Bijela Werft

Auf unserem Weg nach Herzeg Novi steckten wir dann auch auf einmal in einem langen Stau. Es war für uns nicht zu erkennen, was denn hinter der nächsten Kurve los war, aber es tat sich gar nichts, es kam auch kein Auto von vorn, so dass am wahrscheinlichsten ein Unfall den Stillstand verursacht hatte. Wir drehten dann um und fuhren mit der Fähre auf die andere Seite und dann auf der kleinen Küstenstrasse in Richtung Kotor zurück.

Faehre3

Für aufmerksame Leser unseres Blogs: diese Fähre haben wir schon einmal benutzt, und zwar vor einem Jahr auf der Rückfahrt von Albanien Richtung Heimat! Wir kamen damals aus Tirana und fuhren dann bis Dubrovnik.

 

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Karl Verfasst von:

3 Kommentare

  1. zotti
    3. Mai 2016
    Antworten

    Hi es geht wieder, das Kommentarfeld zeigt sich heute nach Tage erstmailg wieder.
    Schön Euch auf Fotos zu sehen! Grüsse aus dem veregneten Hamburg! Bald mehr, Zotti

  2. Caroline
    12. Juni 2017
    Antworten

    Hallo Karl.
    ich bin auf euren Blog gestoßen, als ich nach unfertigen Gebäuden in Kroatien gesucht habe. Ich studiere Fotografie im Master und arbeite nun schon seit einiger Zeit an einem Projekt, dass sich mit den verschiedenen Investitionsruinen Europas beschäftigt. Die nächste Etappe ist nun Kroatien bzw Montenegro. Nun ist eure Reise zwar schon ein Jahr her, aber vielleicht könnt ihr mir trotzdem ein paar Tipps geben, wo ich am ehesten solche Investitionsruinen finde. Das wäre eine große Hilfe!
    Wurde denn in der Bucht von Kotor an dieser Neubausiedlung irgendwie noch gearbeitet, oder lohnt es sich vermutlich schon da nochmal hinzufahren?

    Vielen Dank schon mal im Voraus für eure Hilfe,
    Liebe Grüße,
    Caroline

    • Mechthild
      12. Juni 2017
      Antworten

      Liebe Caroline,
      ich glaube, dass da an diesen Wohnanlagen an der Bucht von Kotor nichts weiter passiert ist und es sich lohnt, da weiter zu forschen. Abgesehen davon ist Kotor natürlich auch so toll!
      Mich haben am meisten die illegalen Investitionsobjekte an der südlich albanischen Küste beeindruckt, einmal, weil so viele waren und dann, weil die albanische Regierung rigoros gegen sie vorging und einfach tragende Stützpfeiler durchsägen ließ, so daß die Häuser in sich zusammenbrachen und da jetzt schief und nutzlos im Ort oder am Berghang hängen. Steht in unserem Blog von 2015
      Viel Erfolg bei der Untersuchung
      Karl und Mechthild
      (aktuell in Lettland)

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