der erste Tagesausflug von Gabrovo geht gen Süden, über das Balkangebirge. Als die Berggipfel auftauchen, wird für mich völlig überraschend deutlich, dass die ja Schnee tragen! Damit habe ich nicht gerechnet, aber eigentlich ist es ja klar, wir fahren ja immerhin auf 1400 Meter hoch. Wir überwinden den Balkan über den Sipka-Pass. Dieser spielt eine bedeutende Rolle im Freiheitskampf der Bulgaren gegen das Osmanische Reich: 5500 bulgarische (und russische) Soldaten haben im Jahre 1877 eine Armee von 25000 türkischen Soldaten aufgehalten und mit dafür gesorgt, dass die osmanische Herrschaft bald zusammenbrach. Riesiges Denkmal auf dem Berg, von weitem zu sehen, aber wir sind nicht hingegangen, weil dort oben sehr viel Schnee lag und ein eisiger Wind pfiff.
Am Südhang des Balkan-Gebirges geht es in das lang hingezogene Tal der Rosen mit der Stadt Kazanlak. Hier ist das Hauptanbaugebiet der Rosa Damascena, die in diesem besonderen Klima zwischen den Bergzügen des Balkan und des Rodopen hervorragend gedeiht; Bulgarien ist seit Jahrhunderten nach der Türkei der größte Rosenöl-Exporteur der Welt, und im Rosenmuseum (wo wir natürlich die einzigen Gäste sind) erklärt uns ein junger Bulgare engagiert und in sehr gutem Englisch die Geschichte der Herstellung von Rosenöl, die Ernte der Blüten im Mai, die Produkte. Kleine Souvenirs sind obligatorisch.
Wir besuchen auch weitere Museen in Kazanlak (Thrakisches Grab, Historisches Museum) und lernen erneut wie schon in Varna, dass die Thraker sich auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien ein großes Reich aufgebaut haben. Im Tal der Rosen – das jetzt auch „Tal der thrakischen Könige“ heißt – sehen wir ein ganzes Dutzend hoher Hügel, die erst in den Jahrzehnten nach dem letzten Krieg archäologisch erforscht wurden und thrakische Grabstellen sind. Das ganze lange Tal, das sich über viele Kilometer hinzieht, ist im Sommer, wenn die Rosen blühen (davon können wir jetzt noch nichts sehen) sicherlich wunderbar zu erleben.
Auf der Rückfahrt versuchen wir einen anderen Pass über das Balkangebirge, müssen dann nach zwei km jedoch plötzlich wenden, weil die Strasse gesperrt ist (Schnee? Steinschlag?). Also zurück und wieder über den Sipka-Pass nach Gabrovo.
Liebe Mechthild und lieber Karl,
was für ein Abenteuer! Wir gratulieren noch mal ganz herzlich. Der MB hält auch der Kälte stand. Die Heizung in diesem Typ arbeitet hervorragend. Die vielen Berge ,Pässe und Schnee sind auch für uns eine Überraschung.
Kriegt Ihr auch einiges mit im Hinblick auf die aktuelle Situation in den Ländern, die Ihr quert? Was grummelt und ist das Geld auch etwas wert? Sind die Türken auch heute noch eine Gefahr?
Wir wünschen gutes Durchkommen. Bei uns ist der Frühling eingezogen. Gestern haben wir den ganzen Tag auf der Terrasse verbracht.
Toi,toi und toi für die weitere Reise.
Alles Liebe
Joseph und Martina
Joseph Martina