Entspannt aus Sofia sind wir zu unserem letzten Teilstück in Bulgarien gefahren. Schöne Natur und Tierherden haben wir gesehen.
Das Kloster Rila war unser erster Halt. Wie gut, dass wir das gemacht haben. Das Kloster ist unglaublich. Es liegt am Rande des Rila-Gebirges auf 1150 Meter und ist eins der Weltkulturerben. Schon der Weg ist beeindruckend, durch Felsschluchten und Wald und immer höher hinauf, bis es dann da liegt, von Mauern umgeben.
Es ist das größte und bedeutendste der bulgarischen orthodoxen Klöster und musste nach einem Großbrand 1833 neu aufgebaut werden. Das große Klostergebäude ragt an vier Seiten fünfstöckig empor und auf dem Hof gibt es einen alten Glockenturm und eine Kirche mit beeindruckenden Ikonen und Heiligenbildern innen und außen. Hölle und Teufel spielen eine unglaublich wichtige Rolle, viele der Bilder zeigen, wie Teufel die armen Sünder piesacken. Im Sommer und an kirchlichen Festtagen werden hier viele tausend Gläubige täglich erwartet, heute war es ganz beschaulich.
Weiter ging es in Richtung Melnik. Immer in Sichtweite zunächst des Rilagebirges und dann des Piringebirges mit seinen schneebedeckten Bergspitzen (lach nicht Birgit, du weißt, mit Gebirgen haben wir es nicht so, diese Anblicke sind atemberaubend und wir haben da eventuell wohl etwas ignoriert in der Vergangenheit). Die ganze Zeit hat uns der Fluss Struma begleitet. Es war warm und die Laubbäume haben hier fast alle Blätter. Der Frühling ist fortgeschritten. Vielleicht ist das besondere Klima dieses Flusstales für die Fortschritte der Natur verantwortlich. Es war jedenfalls eine wunderbare Fahrt.
Vor Melnik liegt Sandanski, angeblich der Geburtsort des großen Helden Spartakus, Sklave und Gladiator (offensichtlich streiten sich die Wissenschaftler wieder mal darüber, aber Sandanski hat das geklärt und dem Helden ein angemessenes Denkmal geschaffen). Das sollte eigentlich nur ein weiteres Zwischenziel werden, aber wir sind spontan hier geblieben, als wir merkten, dass gerade heute das große Stadtfest stattfinden wird. Der ganze Ort feiert nämlich heute seinen Geburtstag, immer den ersten Donnerstag nach Ostern, und wir schauen zu. Immer im Wechsel treten Volkstanzgruppen, Sportgruppen, traditionelle Sänger, moderne Kapellen, Kinder, junge Menschen und ältere Menschen auf und werden von der Menge gefeiert.
Es gibt Stände mit Tand und Eis und Kinderspielzeug und alle Geschäfte haben geöffnet. Ich kaufe ein Spielzeug für die Enkelkinder und fotografiere die Gruppen auf der Bühne. Wir finden direkt am Festplatz auf dem Markt ein Hotelzimmer und werden wohl die ganze Zeit am Fest partizipieren. Nach dem Auftritt der Volkstanzgruppen halten irgendwelche lokalen Politiker Reden bzw. lesen dies vom Blatt ab, und dann gibt es die bulgarische Nationalhymne (nehmen wir jedenfalls an, weil alle Leute aufstehen und wir auch) und danach „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven (Europahymne). Als weiteren Höhepunkt gibt es ein Feuerwerk
und dann das Konzert eines offensichtlich bekannten Sängers. Dieser ist außerderdentlich sangeskräftig: mindestens drei Stunden singt er ununterbrochen! Manchmal klingt es so, als habe sein Lied 275 Strophen, aber das ist wohl nicht so. Wir sitzen bis nach 22 Uhr draußen und essen und trinken Wein. Sandanski ist die wärmste Stadt Bulgariens und auch jetzt um 22.30 Uhr hat es noch 18 Grad.
Melnik muss bis zu unserem nächsten Bulgarienbesuch warten und das Kloster Rozen auch. Morgen geht es nach Mazedonien.
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