Ostern in Bulgarien

… das bedeutet keine Osterhasen, keine Schokoladeneier, keine großen Stände von Saisonprodukten in den Läden.

Ostern ist ein christliches Fest, die Christen in Bulgaren sind überwiegend Orthodoxe. Wie feiert die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche Ostern, dass war unsere Frage. Klar war, dass der Zeitpunkt nach dem julianischen Kalender und damit dieses Jahr eine Woche nach dem deutschen Ostern gefeiert wird. Die Bulgaren haben von Karfreitag bis Ostermontag überwiegend arbeitsfrei.

Anne hatte uns wunderbarerweise über orthodoxe Ostern informiert. Danke dafür. Das war sehr hilfreich, denn keiner von uns hatte eine Idee, was da passiert. Über unsere erste Begegnung mit den Osterfeierlichkeiten am Palmsonntag hatten wir ja hier schon berichtet. Im Laufe der Osterwoche ist uns nichts besonderes aufgefallen. Vieles findet eben wie bei uns auch in der Familie statt.  Noch in Varna hatten wir in einer orthodoxen Kirche beobachtet, wie alles gesäubert und poliert und kaputte Glühlampen am großen Kronleuchter ersetzt wurden.

Varna Kirche 3 Varna Kirche 2

Karfreitag krabbelten die Gläubigen dann unter dem Tisch durch. Auch darüber haben wir ja hier schon berichtet. Als ehemalige Katholikin weiß ich, in der katholischen Kirche bekommt man an dem Tag ein Aschekreuz auf die Stirn.

Um die Osternacht zu erleben sind wir um 23 Uhr in eine der orthodoxen Kirchen in Gabrovo gegangen. Vorher wollten wir in einer der Gaststätten essen gehen. Diese Idee hatten offensichtlich viele Gabrover. Mehrere Gaststätten hatten um 9.00 Uhr keinen Platz mehr. Viele größere Gruppen saßen zusammen und speisten. Ich war auf den letzten Tag der Fastenzeit eingestellt. Das sah aber auf den Tischen nicht so aus. Am Ende bekamen wir in einem Restaurant Fisch, so wie es sich für die Fastenzeit, die ja noch nicht beendet war, auch gehört. Um 23.00 Uhr in der Kirche versammelten sich allmählich die Gläubigen. Es war für mich eine eigenartige Stimmung. Viele dünne Kerzen wurden angezündet, viele hielten auch Kerzen in den Händen. Vor Ikonen wurden Blumen und rote Eier abgelegt. Es wurde gedämpft gesprochen. Das war für mich das Ungewöhnlichste. In der Kirche unterhält man sich doch nicht (sogar manche Mobiltelefone waren in Aktion!). Den ersten Teil der Zeremonie konnten wir nicht sehen, denn sie fand hinter der „Bilderwand“,  der Ikonostase  statt. Der Gesang bei solchen Gottesdiensten soll sehr beeindruckend sein. Leider hatten wir uns eine Kirche ausgesucht bei der Kantor und Prister eher schwache Stimmen hatten. Wie es auch sein kann, erlebten wir erst in Sofia am Ostermontag.

Zunächst gab es einen Wechselgesang von Kantor und Priester. DIe Gläubigen hatten nur an wenigen Stellen eine Funktion. Um Mitternacht erloschen alle künstlichen Lichter und der Priester und weitere Männern mit Fahnen traten mit brennenden Kerzen vor die Ikonostase und jeder konnte sich sein Osterlicht daran entzünden. Der Priester und seine Gruppe schritten dann drei Mal um die Kirche und es wurde draußen geschossen oder es wurden Feuerwerksböller gezündet, wir konnten es ja nicht sehen, denn die Gläubigen in der Kirche blieben zunächst bei geschlossenen Türen alleine. Als der Priester wieder erschien, schritten auch sie mit ihren brennenden Kerzen um die Kirche. Es war ein Kommen und Gehen und besonders an der engen Tür gab es Gedränge, viele wollten raus, viele rein. Viele Menschen haben ihre brennenden Kerzen nach Hause getragen. In manchen Autos konnte ich Menschen auf dem Rücksitz sehen, wie sie ihre Kerzenlicht hüteten. Ein feierlicher Anblick.

Osternacht

Ein orthodoxer Gottesdienst ist völlig anders als gedacht und sehr verschieden zu katholischen und evangelischen Gottesdiensten. Es gibt z.B. kaum Stühle oder Bänke. Bis auf ein paar sehr alte Menschen stehen alle, stundenlang. Sehr gut, dass ich dabei sein konnte. Ich (Karl) fand es sehr irritierend, dass es gar keine Interaktion gab zwischen Gläubigen und Priester, keinen Wechselgesang, kein gemeinsames Beten, kein gemeinsames Singen.

Ostersonntag standen alle Kirchentüren wieder weit offen. Die Kronleuchter brannten, hinter der Ikonostase fand wieder eine Zeremonie statt und die Gläubigen kamen und gingen, brachten Kerzen, Ostereier und Osterglocken. Die Kirche war aber längst nicht mehr so voll wie Freitag und Sonntag.

Ostersonntag

Und außerhalb der Kirchen? Wie war Ostern da? An allen Tagen hatten viele Geschäfte offen. In den Parks waren besondere Kinderspiele aufgebaut, Luftballons wurden verkauft, Lollies in Hähnchenform wurden verkauft und Paare und Familien flanierten in der Sonne durch die Stadt.

Ostern1

Ostermontag gingen wir am Nachmittag in Sofia dann in die große Alexander-Newski-Kathedrale. Ein absolut beeindruckendes Gebäude. Hier gab es einen Gottesdienst in einer der Seitenkapellen bei offener Tür, wir konnten den Altar und den Priester sehen und drei Sänger mit großartigen Stimmen füllten den Raum mit ihrem Gesang. Und Weihrauch gab es auch. Aber nur sehr wenig Gläubige waren gekommen, ich habe 8 Personen gezählt.

Nevski1Nevski3

 

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Mechthild Verfasst von:

Ein Kommentar

  1. Anne
    13. April 2015
    Antworten

    Die orthodoxen Gläubigen versuchen das „Heilige Licht“ ihrer Osterkerzen ohne zu erlöschen bis nach Hause zu transportieren. Dort entzünden sie dann an der Flamme ein Öllicht – Wasser, darauf eine Ölschicht und ein Schwimmdocht in einem Glas -, welches die ganze Nacht brennt.
    In Griechenland ist es übrigens ein alter Brauch, dass Taufpaten ihren Patenkindern zu Ostern die Osterkerze, ein Schokoladenei sowie ein Paar Schuhe schenken müssen.
    Viele schöne Erlebnisse wünscht Euch
    Anne

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